Abstrakter Erfahrungsbericht

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phoenix84 Avatar

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Es fällt mir nicht leicht, den biografischen Erlebnisbericht einer Spontanerleuchteten zu rezensieren. Dieses Buch ist anders, als alles, was ich sonst zu lesen pflege.
Sprachlich gesehen ist es nicht besonders komplex oder umständlich formuliert; allerdings ist der Inhalt recht abstrakt und lässt sich zum Teil auf Verstandesebene
nicht nachvollziehen.
Dies ist laut Autorin aber auch mit reinem Verstand nicht möglich. Die Journalistin Laurence Vidal schildert relativ lose aneinandergereiht ihre Begegnungen mit Yolande
in Form von überwiegend Interviews. Yolande, die Erleuchtete, Freundin und Lehrerin von Laurence ist, arbeitet mit dieser an dem nun vorliegenden Werk.

Yolande wurde von einem Tag auf den anderen " erleuchtet" oder besser gesagt, von einer Stille ergriffen, die " vor allem anderen kommt".
Das heißt, vor Gedanken, Handeln, Arbeit. Das eigenständige ICH, welches sich mit tausend Sorgen und Gedanken plagt, existiert plötzlich nicht mehr.
Nur noch ein universelles Wir- Gefühl, das den ganzen Kosmos mit einschließt. Yolande muss fortan die Last des Lebens nicht mehr Tragen, plant nichts mehr bis
in kleinste Detail im Voraus, arbeitet mal hier und mal dort. Das macht sie unendlich frei und erleichtert.
Wie soll ich das ganze nun bewerten?
Ich als praktisch veranlagter, nicht erleuchteter Mensch kann manchen Höhenflügen einfach nicht folgen. Es ist aber auch schlichtweg unmöglich, den beschriebenen
Zustand dieses speziellen " Seins " oder vielmehr " Nicht-Seins " mit einer Praxis- Anleitung zu erlernen.
Was hängen geblieben ist, sind manche Denkanstöße und Ermutigung, sich auch mal von der Routine und den alles beherrschenden Gedanken zu lösen. Achtsamkeit
zu üben. Im Jetzt zu sein und gedanklich nicht irgendwo anders.
Was der einzelne Leser nun aus diesem Buch ziehen mag, wird sehr individuell sein. Es ist kein Buch, welches man so nebenher oder zur bloßen Unterhaltung liest.
Es fordert Abstraktionsvermögen, das ich nicht immer in dem Maße aufbringen konnte. Dennoch - oder gerade deshalb- für mich lesenswert.