Erfüllte Leere

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sorko Avatar

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Hermann Hesse hat einmal geschrieben: „Weisheit, welche ein Weiser mitzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit.“ Wer also wirklich weise ist, wird nie versuchen, anderen das erklären zu wollen. Trotzdem kommt es immer wieder vor, das genau das versucht wird. Oft sind diese selbsternannten Lehrer gar nicht erleuchtet worden, sondern sie versuchen nur, sich im Esoterik-Boom ihr Stück vom Kuchen abzuschneiden. Aber selbst Buddha, von dem wir ja annehmen, dass er tatsächlich erleuchtet wurde, hat die Worte des Laotse ignoriert, dass man „diese Sache“ nicht lehren kann. Er hat sie gelehrt. Hat es seinen Schülern was gebracht? Wir wissen es nicht.
Die Äußerungen von Yolande, die dieses Buch ja nicht selbst schreibt, lassen mich vermuten, dass sie tatsächlich die Erfahrung gemacht hat. An mehreren Stellen des Buches dachte ich, dass ich es wohl genauso ausgedrückt hätte, wenn ich es hätte ausdrücken wollen. Allerdings sind viele Passagen auch identisch mit einigen Aussagen des Zen-Buddhismus, die schon in zahlreichen Büchern abgedruckt wurden. Vielleicht sind die Worte hier etwas anders gewählt. Man kann eine Sache mit vielen Worten umschreiben. Aber genau das ist das Problem bei dieser Sache: sie lässt sich nicht mit Worten beschreiben. Warum also machen diese spirituellen Lehrer immer wieder den Versuch, von dem sie doch wissen müssten, dass er sinnlos ist? Viele sagen es ja selbst: man kann es nicht vermitteln, man wolle nur einen Anstoß geben, der die Suchenden auf den richtigen Weg führen soll. Wenn sogar Buddha es versucht hat, vielleicht macht es ja doch Sinn? Das muss jeder Suchende für sich selbst entscheiden. Ich fand das Buch ganz interessant, weil es ja zwei Personen umfasste, die im Gespräch waren. Wenn man mit dem Buddhismus oder Taoismus vertraut ist, kann man es gut verstehen und findet Bekanntes wieder. Wenn man ohne Vorkenntnisse liest, halte ich es für schwere, aber keineswegs unverdauliche Kost.
Noch ein Nachtrag: es macht nicht unbedingt einen guten Eindruck, wenn die Seitenzahlen der Inhaltsangabe nicht mit den Seitenzahlen im Buch übereinstimmen.