Die Frau, die nie fror

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Ein Fischkutter wird von einem großen Trawler gerammt, ein Mensch ertrinkt. Ist es nur ein Fall von maritimer Fahrerflucht oder steckt mehr dahinter? Natürlich steckt mehr dahinter, viel mehr.

Was dahinter steckt, hat die Autorin gut durchdacht, wenn auch manche Zufälle ein bisschen zu genau an dem Punkt kommen, an dem sie gebraucht werden. Die Geschichte ist jedoch von Anfang an genau durchkonstruiert. Alles hat irgendwo seinen Sinn, so etwa der Beruf der Protagonistin, der sie Dinge wahrnehmen lässt, die anderen nicht auffallen, oder auch ihre Begabung, lange in kaltem Wasser ausharren zu können. Die Handlung folgt nicht Schema F wie bei vielen eindimensionalen Thrillern (Familie des Hauptdarstellers wird vernichtet und er rächt sich blutig …, sorry Winslow-Fans). Die Autorin schafft es geschickt, Spannung aufzubauen, so ist z.B. nicht von Anfang an klar, wer der „Gute“ und wer der „Böse“ ist. Auch wird der nicht ganz alltägliche familiäre und berufliche Hintergrund der Protagonistin erst nach und nach enthüllt.
Natürlich gibt es einen Spannungsbogen, dem die Handlung folgt, und natürlich begeben sich die Protagonisten verschiedentlich in Lebensgefahr, aber hierbei kommt die Autorin – wenn auch nicht ganz ohne Härte – so doch ohne bombastische Explosions- und Splatterszenen aus, d.h. nicht bei jedem Umblättern fließt das Blut aus den Seiten. Ihre Spannung ist sehr viel diffiziler; und das macht sie so gut, dass man die ganze Zeit über versucht ist, schon mal weiterzublättern, um möglichst schnell zu erfahren, was passiert, wodurch man sich selbst natürlich jeden Spaß verderben würde.
Selbst der Einband des Buches, der mir sonst nie auffällt, ist etwas Besonderes. Ich finde ihn sehr passend und einfach wunderschön, wenn auch der Text auf der Rückseite mit der eigentlichen Handlung nur am Rande zu tun hat, die dort angekündigte Selbstfindung der Protagonistin steht zumindest nicht im Mittelpunkt.

Insgesamt erinnert das Ganze ein bisschen an Peter Høegs Fräulein Smilla; und das nicht nur wegen der Schauplätze, sondern auch von Stil und Aufbau her. Es ist ein rundherum gelungenes Buch. Man kann nur hoffen, langfristig noch mehr von Elisabeth Elo zu hören.