Eiskalte, niedere Emotionen

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botte05 Avatar

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Pirio Kasparov überlebt – unverständlicher Weise – ein Bootsunglück, bei dem ihr guter Freund Ned stirbt und auf See verschollen bleibt. Ihr Patensohn Noah verliert seinen Vater; ihre Freundin Thomasina eine verlorene Liebe. Unfreiwillig wird Pirio zur Heldin. Die Medien feiern sie, die Navy möchte sie erforschen, doch sie möchte einfach nur weiterleben und erreichen, dass die Schuldigen an diesem Unfall ihre gerechte Strafe erhalten. Und vielleicht, dass ihr Vater ihr einmal Respekt zollt.

Das Ereignis verschwindet flugs aus der Öffentlichkeit und auch die ermittelnden Behörden legen den Fall als „Unfall auf See mit Fahrerflucht“ zu den Akten. Damit will Pirio sich nicht abfinden. Sie stellt eigene Ermittlungen an, spricht mit befreundeten Fischern, langjährigen Wegbegleitern und einem Fremden, dessen Identität und Rolle zunächst im Dunklen bleibt. Schnell fallen Pirio diverse Ungereimtheiten auf und auch Ihre Liebe aus Jugendtagen und guter Freund von Ned, Johnny, versucht lediglich, sie zu beschwichtigen. Unbehagen macht sich breit. Wem kann Pirio noch trauen? Wird sie verfolgt oder bildet sie sich das nur ein? Wo kommt plötzlich Thomasinas neuer Freund Max her? Sollte Neds früherer Arbeitgeber in den vermeintlichen Unfall verstrickt sein? Sollte es schlussendlich gar kein Unfall gewesen sein?

Pirio recherchiert sich geradewegs in die Arme eines mächtigen Gegners, der seine Ziele knallhart und gnadenlos verfolgt. Und nicht nur sie selbst ist plötzlich in akuter Lebensgefahr, auch Noah und Thomasina werden zum potentiellen Ziel. Pirio gibt alles, um sich und ihre Lieben zu schützen und eine Ungeheuerlichkeit unvorstellbaren Ausmaßes aufzudecken.

„Die Frau, die nie fror“ beginnt als Geschichte einer unfreiwilligen Heldin, die sich in ihrem Leben „danach“ zurechtzufinden sucht. Sie sucht die Anerkennung des übergroßen Vaters, sorgt sich um ihre kleine Quasi-Familie, die aus ihrer Freundin Thomasina und deren Sohn Noah besteht und fragt sich, was sie davon hat, ein bionisches Wunder zu sein. Ganz langsam und unvermutet nimmt die Handlung eine Wendung und wird zu einem Thriller, dessen Spannung sich stetig aufbaut und in einem abstoßenden, brutalen Finale mündet.

Elisabeth Elo ist es gelungen, mir Pirio ans Herz wachsen zu lassen und sie gerne durch ihr Abenteuer zu begleiten. Ich fühle mit ihr, will sie warnen und beschützen und bin bestürzt über das Geheimnis, welches „alle Welt“ zu verbergen sucht.
Ein guter, solider Thriller, welcher die düsteren Niederungen von uns ach so zivilisierten Menschen aufzeigt.

Das Buchcover und der Schutzumschlag sind hochwertig gestaltet, der Umschlag fasst sich edel an und sowohl Leineneinband als auch Schutzumschlag glitzern perlmuttfarben, fast wie Schneeflocken, so dass das sehr gute Bucherlebnis für mich im wahrsten Wortsinn auch greifbar wird.

Rezension: Elisabeth Elo, Die Frau, die nie fror, Ullstein Verlag, Thriller, 512 Seiten, 19,99 €, Erscheinungsdatum: 01.02.2014