Clever, vielschichtig und sehr spannend

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„Sie liebte diesen Teil ihres Jobs, den Moment, wenn sie all die Puzzleteile vor ihrem geistigen Auge ausbreitete, um sie dann zusammenzusetzen und zu sehen, was für ein Muster sie ergaben. Das Faszinierende bei Tötungsdelikten war, dass es immer nur ein richtiges Muster gab: die Wahrheit.“ (Zitat Pos. 2837)

Inhalt
Vor fünfzehn Monaten sind Rebecca Friedrichsen und Lucy Hagen, glücklich verheiratet, in das Ostseebad Rerik gezogen. Lucy ist eine erfolgreiche Game-Designerin und pendelt zwischen dem Unternehmenssitz in Hamburg und dem schönen Haus, das nur durch einen kleinen Küstenwald von der Steilküste und dem Strand entfernt ist. Rebecca ist Physiotherapeutin, doch zurzeit ist die kleine Greta, ihre fünf Monate alte Tochter, ihr Lebensmittelpunkt. Bei einem ihrer Spaziergänge lernt sie die Urlauberin Julia kennen, freundet sich mit ihr an, doch nach einigen Tagen ist Julia plötzlich spurlos verschwunden. Dann wird eine tote Frau gefunden, die an der Steilkürste abgestürzt ist, doch es nicht Julia.

Thema und Genre
In diesem Kriminalroman nach klassischem Whodunit-Vorbild geht es um Entscheidungen, die zu Ereignissen führen, die nicht vorhersehbar sind, sich aber auch nicht mehr rückgängig machen lassen. Auch psychologische Momente spielen eine Rolle.

Charakter
Die einzelnen Figuren sind sehr realistisch und präzise entwickelt, ihre Vielschichtigkeit trägt zusätzlich zur Spannung bei. Lucy Hagen ist einfühlsam, ihre liebevolle Beziehung mit der etwas labilen Rebecca ist seit der Geburt von Greta sehr glücklich. Rebecca hat wenig Kontakt zu ihrem früheren Freundeskreis in Hamburg, ihr Leben dreht sich nun um Greta. Edda Timm, Kripo Rostock, Ermittlerin im sogenannten Todesteam, ist das ergänzende Gegenteil zu ihrer einfühlsamen, wandlungsfähigen Kollegin Britt. Edda ist impulsiv, stur, zielbewusst und hartnäckig, wenn es um die Wahrheit geht.

Handlung und Schreibstil
Die Ereignisse spielen in einem straffen Handlungszeitraum von nur wenigen Tagen. Die Gliederung in sechs übergeordnete Teile, ergänzt durch die Angabe des jeweiligen Wochentages und in Kapitel eingeteilt, sorgt dafür, dass man beim Lesen den Überblick behält und sich auf die Handlung konzentrieren kann. Denn diese spannende Geschichte beginnt mit einer Fülle von losen Puzzleteilen und Fragen, die sich langsam zusammenfügen, um dann durch völlig überraschende Wendungen wieder neu gemischt zu werden. Der Wechsel der Erzählperspektiven zwischen Kapiteln, in denen Rebecca in der Ich-Form berichtet und den Ermittlungen in personaler Erzählform, in deren Mittelpunkt Edda steht, ist ein weiteres interessantes Detail. Lebhafte Schilderungen des Umfeldes und erklärende Rückblicke begleiten die Handlung, ohne jedoch den Spannungsbogen zu unterbrechen.

Fazit
Vom Verlag als Thriller eingestuft, ist diese Geschichte in meinen Augen ein ungemein clever, vielschichtig und sehr packend geschriebener, klassischer Whodunit-Kriminalroman. Es ist lange her, dass ich dieses Genre so begeistert und mit großem, spannendem Lesevergnügen gelesen habe.