Ein Plädoyer für engagierte und couragierte Frauen!
Das Buchcover zeigt eine exotische Landschaft mit vereinzelten Palmen, einem Fluss sowie grünes Dickicht und gaukelt dem Betrachter zunächst eine Idylle vor, die jedoch in Kontrast zu den verwendeten düsteren, dunklen Farben, die den unheilvollen gelb-roten Fluss hervorheben, steht. Ein Hinweis auf das Setting des Romans.
Frances (Frankie) McGrath, eine junge Frau aus der amerikanischen Upper Class, entscheidet sich, nachdem ihr Bruder Finley nach Vietnam in den Krieg zieht, ebenfalls dafür, ihrem Land als freiwillig arbeitende Feldkrankenschwester an der Front zu dienen.
Die Motivation hierzu gründet sich primär auf den familiären Heldengeschichten ihres Vaters, die in den vorangegangenen Kriegen ihrem Land gedient haben. Zudem möchte sie ihrem Bruder in Nichts nachstehen. Die Aussage eines Freundes Ihres Bruders auf dessen Abschiedsparty „Frauen können auch Helden sein“ wird hierbei quasi zu ihrem persönlichen Antreiber im weiteren Verlauf ihres Lebens.
Der Roman wird getragen von der Protagonistin Frankie, die sich nicht an die vorgeschriebenen Rollen für Frauen, die zur Zeit des Vietnamkrieges in Amerika bestanden, halten will („Erst die Ehe macht eine Frau vollständig und glücklich, Seite 263“.)
Obwohl sie zunächst ein katholisches Mädchencollege absolviert und Krankenschwester wird, will sie einen anderen Weg einschlagen. Ziemlich schnell zeigt sich jedoch Ihre Ernüchterung, nachdem sie mit Patriotismus und einer gewissen Naivität nach Vietnam geht
(„Wir lachen, um nicht zu weinen“, Seite 73).
Der Plot rückt im 1sten Teil des Romans das Leben und die Erfahrungen von weiblichen Krankenschwestern während des Vietnamkriegs in den Fokus. Als Kriegskrankenschwester pflegt Frankie die verwundeten Soldaten und erlebt die Grausamkeiten des Krieges auf beiden Seiten mit. Die Verletzungen der Soldaten, die plastisch und schonungslos beschrieben werden, sowie das sensible Verhalten der Protagonistin gegenüber Todgeweihten sind erschütternd und wecken tiefgreifende Emotionen beim Leser. Sie erzeugen eine dichte Atmosphäre, die Bilder im Kopf entstehen lassen, die noch lange nachwirken.
Die Autorin schildert authentisch den Alltag der Krankenschwestern, der Ärzte sowie der Soldaten. Sie wirft jedoch auch einen Blick auf die vietnamesische Bevölkerung und ihren Leiden bzw. den Traumata, die sie davontrugen. Beide Perspektiven fügen sich hierbei stimmig in den Erzählfluss ein.
Teil 2 beleuchtet die Herausforderungen und Anfeindungen, die sie nach ihrer Rückkehr in die amerikanische Gesellschaft meistern bzw. händeln muss. „Als Patriotin war sie ausgezogen, als Paria heimgekehrt“ (Seite 492). Zudem werden die psychologischen Auswirkungen des Krieges auf die Protagonistin thematisiert. Die Erlebnisse im Krieg und die Haltung der amerikanischen Gesellschaft gegenüber Vietnam-Veteranen führen bei ihr zu einer posttraumatischen Belastungsstörung, die zu einer Alkohol- und Tablettenabhängigkeit führt.
Der Erzählstil von Hannah fesselt und packt den Leser von Anfang an und lässt den Roman zu einem Turnpager werden, den man kaum weglegen mag. Dies, obwohl einige Ereignisse ziemlich vorhersehbar sind. Das Schicksal der Protagonistin lässt den Leser mitleiden und an mehreren Stellen sind die Beschreibungen so berührend, dass man Tränen in den Augen hat. Zudem wird man animiert, mehr Details und die Hintergründe über den Vietnamkrieg zu recherchieren.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich. Hannah schafft es, die Atmosphäre des Krieges und die inneren Kämpfe der Figuren einfühlsam und intensiv zu beschreiben, wobei die Gefühle und Gedanken der Protagonistin sehr oft durch die Verwendung rhetorischer Fragen sichtbar werden. „Das Leben geht weiter. Aber stimmte das denn? (Seite 291)“.
Der Roman behandelt nicht nur das Thema Krieg und Verlust und den Willen, unter extremen Bedingungen zu überleben, sondern ist auch eine Erzählung über Freundschaft, Liebe, Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, Identität und Gerechtigkeit.
Fazit: Hannah gibt den Frauen im Krieg eine starke Stimme, die gehört und deren Geschichten nicht übersehen oder ignoriert werden sollten. Das Buch regt an, über die menschliche Natur und die Fähigkeit, auch in den dunkelsten Zeiten Hoffnung zu finden, nachzudenken. Zudem ist es ein Plädoyer gegen den Krieg. Ein absolut berührendes und emotional aufwühlendes Buch, das zu meinen persönlichen Lesehighlights gehört!