Im Krieg gibt es nur Verlierer

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ada2011 Avatar

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Mit diesem Buch habe ich meiner Meinung nach eines der besten Bücher 2024 gelesen. Die Geschichte der zu Beginn des Buches gerade 21-jährigen Frances McGrath hat mich sofort in den Bann gezogen.
Ich stand diesem Buch erst skeptisch gegenüber. Für mich war und ist der Vietnamkrieg immer noch ein einziges Verbrechen und ich war besorgt, ob ich mit dieser Einstellung dieses Buch überhaupt beginnen soll. Und nun kann ich mit bestem Gewissen sagen, ich konnte – jeder kann.
Frances jung und äußerst naiv, Tochter aus behütetem Elternhaus, will auch eine Heldin sein. Ihr älterer Bruder hatte sich auch freiwillig gemeldet und sein Bild prangt an der Heldenwand des Vaters. So kommt Frances als Feldschwester in heiß umkämpfte Gebiete in Vietnam. Sie erlebt und überlebt Unglaubliches.
Die Beschreibung des Vietnamkrieges, alles was dort mit Frances geschieht ist keine Seifenblasenwelt mehr und mehr als glaubhaft. Bewunderungswürdig wie gut sie sich dort schlägt, ihr Wissen und Können zwangsweise permanent erweitert, in ständigen absoluten Ausnahmesituationen richtig reagiert und dabei immer menschlich und sich selbst treu bleibt.
Nach ihrer Zeit in Vietnam wird sie leider nicht als Heldin, nicht einmal als Überlebende gefeiert. Die Menschen in den USA haben zum großen Teil erkannt, dass dieser Krieg nicht sein darf und so wird sie weder willkommen geheißen, noch bekommt sie den Status einer Vietnam Veteranin, denn Frauen waren ja nicht in Vietnam.
Francis leidet an einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Diese haut ihr völlig die Füße weg und eine Katastrophe jagt die nächste. Auch diesen Teil der Geschichte finde ich sehr glaubhaft dargestellt. Sie driftet ab, wird süchtig, hat eine toxische Beziehung und nachdem sie fast einen Menschen zu Tode gebracht hat, wendet sich das Blatt.
Selten kann ich so mitgehen mit der Hauptprotagonistin in einem Roman, selten verstehe ich diese völlig, geschweige denn, dass ich Handlungen, auch negative, nachvollziehen kann.
Wer dieses Buch liest und sich absolut auf Frances einlässt, wird ein wunderbares Leseerlebnis haben, kein schönes, aber ein bleibendes.