Drei Frauen - Drei Träume

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Berlin 1918: Das eklatante politische Ereignis der Novemberrevolution, die das Ende des 1. Weltkrieges sowie den damit einhergehenden Niedergang der Weimarer Republik einleitete, das deutsche Reich von einer konstitutionellen Monarchie in eine parlamentarisch-demokratische Republik führte und für die Menschen zugleich ein unvermeidliches Nachkriegschaos hinterließ, bestimmt die zeitliche Szenerie des neuen Romans „Die Frauen vom Alexanderplatz“ von Elke Schneefuß.
Zu den gesellschaftlichen Hauptakteuren ihres jüngsten Werkes wählt die Autorin drei Frauen, deren (Seelen-)Leben und Schicksale, deren Liebe und Träume sie in detailreichen Beschreibungen in den Mittelpunkt stellt.
Zunächst in getrennten Erzählsträngen, deren Verknüpfung sich jedoch bereits in der Leseprobe andeutet, schreibt sie über:
- die ebenso arme wie fürsorgliche und strebsame Vera, die die alte Schneiderei ihres
verstorbenen Vaters wiederbeleben möchte – und sich unversehens in einen „roten
Matrosen“ verliebt,
- die reiche Fabrikantentochter Hanna, die mit feindlichen Mutter-Tochter-Strukturen ebenso
zu kämpfen hat wie um ihre gleichgeschlechtliche Liebe, die offen auszuleben dank
gesellschaftlicher Diskriminierung und späterer politischer Verfolgung nahezu unmöglich
ist,
- und die alleinerziehende Fritzi, die nach dem Vater ihres Kindes sucht und nicht nur Mutter
sein möchte, sondern auch eine damals für Frauen noch unkonventionelle medizinische
Karriere anstrebt.
Dabei scheut die Autorin weder den Blick in eine bedeutsame zeitgeschichtliche Epoche noch das Aufgreifen brisanter gesellschaftlicher Themen, von denen einige selbst heute, mehr als 100 Jahre später, zuweilen noch immer „Stein des Anstoßes“ sind.
Ihre literarische Kunst ist es, dem Leser ihre mit viel Einfühlungsvermögen aufgearbeiteten Themen in einem angenehm „lesbaren“ Stil anzubieten, der Lust macht auf unterhaltsam vermittelte Historie sowie gesellschaftliche Hinter- und nicht selten auch Abgründe.