Kann leider nicht die hohen Erwartungen der ersten Seiten halten

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nicky_g Avatar

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Richmond in den 20er Jahren: Blue ist eine moderne, junge Frau, die von ihrer Familie behütet aufwächst. Auch wenn ihr Leben einen schweren Schicksalsschlag mit dem Tod der leiblichen Mutter verkraften musste, so hat ihr Vater doch mit seiner zweiten Ehefrau einen Glücksgriff gelandet.

Zu Blues 21. Geburtstag wird eine große Party veranstaltet, so dass der Leser direkt die wichtigsten Personen des Romans kennenlernt. Schon auf wenigen Seiten erfährt man viel über Blue, ihre Familie und die damalige Zeit. Das ist unauffällig in den Kontext integriert.

Die Atmosphäre der damaligen Zeit wird gut eingefangen, egal ob es die Mode, das Verhältnis innerhalb der Familie oder die Gesellschaft ist. Das Leben bietet viele Facetten – gute wie schlechte – und hier wird keine ausgespart. Die Sätze sind schön formuliert und versprechen Lesegenuss, der leider nicht über die komplette Länge des Romans eingehalten werden kann.

Nach den ersten Seiten passiert nicht viel. Der Leser lernt zwar die Figuren besser kennen, aber diese bleiben etwas blass, haben kaum Ecken und Kanten, sind zu gefällig. Auch die Handlung verläuft mitunter in Banalitäten, erzeugt kaum Spannung. Wird ein Thema, das die Neugier steigert, aufgegriffen, wird es auch ebenso schnell wieder vernachlässigt.

Viele Fragen bleiben zudem (vorerst) unbeantwortet: wer ist Elf und warum lebt er im Cottage? Welche Beziehung hatte er zu Kenneths erster Frau Audra? Was ist mit Percy passiert?

Es tauchen zu viele Probleme auf, die sich überlagern und sich dadurch selbst behindern und die Spannung nehmen. Da wollte die Autorin anscheinend zu viel auf einmal. Allein die Geschichte um Delphine und ihren gewalttägigen Ehemann hätte viel Potenzial geboten, was überhaupt nicht ausgereizt wird.

Die Rückblicke auf die Vergangenheit der verschiedenen Protagonisten sind gut gemacht, so dass man den Figuren näher kommen kann und mehr über sie erfährt, warum sie so sind wie sie sind.

Ein konzentrierterer Blick auf Handlung und Personen wäre besser gewesen. So wird aus einer spannenden Aktion schnell die Luft wieder rausgelassen, weil zu einem anderen Thema gesprungen wird. Das ist auf die Dauer langweilig.