Romantischer Schmöker

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selda Avatar

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Tracy Rees entführt mit ihrem neuen Roman ins England der zwanziger Jahre. Sie spielt hier all ihre Stärken aus: wunderschöne, filmische Erzählweise, eine starke weibliche Hauptfigur- die ihrer Zeit in ihrem Streben und dem Hang zur schonungslosen Ehrlichkeit weit voraus ist.
Aber von Anfang: Blue ist nicht nur schön und reich, sie möchte mehr aus ihrem Leben machen- statt Heirat strebt sie ein Leben als Schriftstellerin an. Auf der rauschenden Geburtstagsparty zu ihrem 21. verspricht ihr Vater demjenigen Blues Hand, der es vermag, sie mit Briefen zu inspirieren und von sich zu überzeugen. Dieser öffentliche Aufruf sorgt für Aufruhr und schon bald trudeln die anonymen Briefe ins Haus. Blue ist von dem ganzen Trubel wenig angetan, möchte sie sich doch in allererster Linie um ihre Karriere kümmern, kann sich dem Charme dieser Art der Werbung doch aber nicht ganz entziehen.
Delphine dagegen hat nur ein Ziel, ihrem gewalttätigen, unberechenbaren Mann zu entkommen. Heimlich plant sie ihre Flucht. Als sie im Zug einschläft und ihre Station verpasst und dann noch all ihr Geld verliert, scheint der Traum von einem Leben ohne Gewalt und Angst geplatzt zu sein.
Die dritte Frau in dieser Geschichte ist Midge. Sie hat sehr spät in ihrem Leben den Traummann gefunden, kann mit diesem Glück allerdings keinen Frieden schließen. Sie zweifelt ständig an ihrem Wert und lässt ihre Ängste die Führung über ihr Leben übernehmen.
Alle drei Frauen sind auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Tracy Rees hat das Schicksal der drei zu einem unterhaltsamen Schmöker verflochten. Es geht romantisch, spannend aber auch ernst zu. Themen wie Homosexualität, postnatale Depression. Gewalt in der Ehe und die Herausforderung in der damaligen Zeit für Frauen in Männerdomänen zu arbeiten, werden angerissen.
„Die Frauen von Richmond Castle“ ist das perfekte Buch um abzutauchen, den Alltag auszublenden und sich vom Glamour einer vergangenen Zeit verführen zu lassen.

Einen Minuspunkt habe ich: ich verstehe es einfach nicht, wieso beim Cover eines Buches in dem offensichtlich so viel Liebe steckt, nicht dieselbe Sorgfalt angewandt wird. Die Hauptfigur ist blond- wieso ist die Frau auf dem Cover dunkelhaarig? Mag sein, dass das kleinkariert ist, ich finde es jedenfalls schade.