Ein toller Roman über Frauen

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celina001 Avatar

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Beate Maly entführt ihre Leser in den Tiergarten von Schönbrunn, der 1752 von Franz Stephan von Lothringen, Ehemann von Maria Theresia und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, gegründet worden ist. Was ursprünglich, als kaiserliche Menagerie und zum Plaisir gedacht war, ist nun ein Ort der Ablenkung für die Menschen und gleichzeitig Schauplatz eines Mädchentraumes.

Denn Emma, die Tochter des Schönbrunner Tierarztes Karl Moser, will in die Fußstapfen ihres Vaters treten. Doch ein Studium der Veterinärmedizin ist den Frauen in der Donaumonarchie verwehrt. Nach Zürich müsste sie gehen, um sich ihren Traum zu erfüllen. Dafür nimmt sie jede Arbeit, die sich für eine Bürgerstochter schickt an. Im Sommer 1914, wenige Tage vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, kann sie als Tierpflegerin in Schönbrunn beginnen.
Innerhalb kürzester Zeit werden fast alle Männer, darunter ihr Vater und der Ehemann ihrer schwangeren Schwester Greta, eingezogen. Im Tiergarten bleiben nur mehr der Direktor, der alte Tierpfleger Franz und der aufgeblasene Zoologe Hubert von Kochauf, der den Zoo als Ressource für seine privaten Studien ansieht, bleiben zurück. Den überwiegenden Anteil der Arbeit übernehmen die dort angestellten Frauen, bis Julius Winter, „Pferdedoktor“ und traumatisierter Kriegsveteran seinen Dienst antritt.

Die energische Emma reißt Winter aus seinem Selbstmitleid und gemeinsam beginnen sie einige Tiere des Zoos vor der Schlachtung zu retten, denn das Verständnis vieler Wiener, die seit Jahren hungern müssen, die wenigen Nahrungsmittel, die vorhanden sind, mit Zootieren teilen zu müssen, ist enden wollend.

Meine Meinung:

Beate Maly ist wieder ein toller historischer Roman gelungen. Diesmal eben in Wien während des Ersten Weltkrieges.

Wie wir es von der Autorin gewöhnt sind, beschreibt sie ihre Charaktere eindrucksvoll und lebendig. Wie häufig, lassen sich die fiesen Figuren besser darstellen und so kommen die „Guten“, wie der alte Tierpfleger Franz fast ein wenig zu kurz. Eine widerliche Nebenfigur ist der Nachbar, der Greta und Emma bespitzelt und aus ihrer finanziellen Notlage, profitieren und ihnen das Haus um einen Spottpreis abkaufen will. Doch die Schwestern lassen sich, wie so viele Frauen dieser Zeit, nicht unterkriegen.

Beate Malys Schreibstil ist flüssig und das Buch lässt sich leicht lesen.

Was heute zum Alltag eines gut geführten Tiergartens gehört, nämlich eine möglichst artgerechte Unterbringung und Beschäftigung der Tiere, ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur eine Idee der fiktiven Emma. Dass sie sich um Fanny, die Orang-Utan-Dame kümmert und sie mit Bällen spielen lässt, ist eine weitreichende Idee, die in den 1990er Jahren mit „Nonja“, der malenden Orung-Utan-Dame, in den Medien bekannt wurde.