emotional, zum Mitfiebern

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elke seifried Avatar

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Ich liebe Tiere, habe als Kind immer vom Beruf der Biologin oder Tierärztin geträumt und auch bei meinen Städtereisen steht, wenn möglich, der Zoo mit auf dem Programm. Klar, dass ich auch schon in Schönbrunn war und da ich historische Romane mag, die authentische Einblicke gewähren und mich bestmöglich Neues lernen lassen, war das einfach mein Buch.

Schon von Kind an hat Emma nichts lieber getan, als ihren Vater Karl Moser, den Tierarzt bei seinen Tätigkeiten im Tiergarten Schönbrunn zu begleiten. Nicht verwunderlich, dass sie deshalb auch den Wunsch hat, Tiermedizin zu studieren, was allerdings in Wien für Frauen noch nicht möglich ist. Vorerst kann sie aber zumindest eine Stelle als Tierpflegerin antreten, worüber sie sich sehr freut. Weniger hingegen über seine neue Arbeit im Zoo Schönbrunn freut sich Julius, der Veterinärmediziner, der verletzt von der Front zurückgekehrt, die Aufgaben von Emmas Vater, der den Einberufungsbefehl bekommen hat, übernehmen soll.

Emma darf man nun während der Kriegsjahre bei ihrer Arbeit als Tierpflegerin begleiten, lernt mit ihr Julius kennen und schätzen, muss mit ihr einige traurige Schicksale erleben, darf sich aber auch mit ihr freuen und vor allem auch verlieben. Mehr will ich gar nicht verraten.

Der einnehmende, emotionale Schreibstil der Autorin hat mich sofort in die Geschichte gezogen. Szenen, die ans Herz gehen wie, »Der liebe Gott wollte uns keine Kinder schenken. Ich war ihm deshalb nie böse.« Es lag kein Bedauern in seiner Stimme. »Als er Maria so früh zu sich geholt hat … da war das anders. Damals war ich wütend. Aber jetzt wird bald alles gut.« Ein müdes Lächeln breitete sich auf Franz’ Gesicht aus. »In wenigen Stunden hat das Warten ein Ende. Dann bin ich wieder bei ihr … meine Maria wartet auf mich.« oder auch solche, die meine Wut geschürt haben, wie »Du wirst nicht viel zu tun haben«, erklärte von Kochauf. »Seit Kriegsbeginn habe ich die wichtigsten Aufgaben in der Tiermedizin übernommen. Deine Anstellung ist bloß ein Gnadenakt des Kaisers. Er will auf diese Weise seine Krüppel versorgen.«, haben mich mitleben und mitleiden lassen. Einige Überraschungen und auch das interessante Profil der Charaktere, machen den Roman spannend und haben mich zudem so mitfiebern lassen, dass die Seiten immer schneller dahingeflogen sind.

„Bei Schönwetter konnte man die Tiere im Freien ohne Bezahlung bestaunen. Wollte man in eines der Häuser gehen, musste man eine Eintrittskarte bei den Automaten lösen, die davor angebracht waren. Auf diese Weise konnte ein Teil der enormen Kosten des Zoos beglichen werden. Freilich kam für den Hauptteil der Ausgaben der Kaiser selbst auf.“ Wie war der Zoo organisiert, was gab es für die Tiere während des Ersten Weltkriegs zu fressen, wie wurden sie versorgt und einige Fragen mehr finden hier eine Antwort. Die Autorin hat gründlich recherchiert, was auch das Nachwort beweist und so konnte sie mir viele interessante Informationen liefern. Auch zur Rolle der Frau, zu den Kriegsleiden oder zur Versorgungslage der Menschen im Krieg, vermittelt der Roman ein äußerst authentisches Bild.

Emma mit ihrer Tierliebe und ihrer hilfsbereiten, liebenswerten Art hat sich sofort in mein Herz geschlichen. Ich habe diesen Roman mit ihr durchlitten und durchlebt. Auch Julius konnte mich sofort für sich gewinnen, ganz im Gegensatz zu seinem schmierig, ekligen Widersacher Hubert von Kochauf, dem ich am liebsten Gift gegeben hätte. Für ihn war wohl keine einziger menschlicher Zug mehr übrig. Aber genau das hat meine Emotionen geschürt und in Kombination mit allen anderen Nebendarstellern, bei Franz Geiger, dem treuen alten Pfleger angefangen, über den aufdringlichen Nachbarn, der ständig darauf spechtet, Emmas und Gretas Haus zu einem Spottpreis zu bekommen, bis hin zu Johannes Bruder Bernd, der seine Mutter so enttäuscht, ein echt wirkendes Gesamtbild geschaffen. Mir hat die individuelle Figurenzeichnung sehr gut gefallen.

Alles in allem für mich ein Fünf-Sterne-Buch, für das ich eine klare Leseempfehlung ausspreche. Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.