gefühlsbetonter Roman mit vielen Geheimnissen

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Im Urlaub auf Sizilien möchte Sarah eigentlich nur Abstand zu ihrer häuslichen Situation bekommen. Nach einer Totgeburt funktioniert auch ihre Ehe inzwischen nicht mehr. Gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrem Schwager versucht sie, einen Ausweg zu finden. Als Sarah den attraktiven und offenbar alleinerziehenden Alexander mit seinem Sohn Jamie kennenlernt, fühlt sie sich sofort von ihm angezogen. Daher nimmt sie Alexanders Einladung an, zu ihm nach Burrington Stoke zu kommen und sich um Jamie zu kümmern. Auf dem Anwesen in Somerset angekommen stellt Sarah fest, dass Alexanders Frau zwar nicht mehr körperlich anwesend, jedoch überall präsent ist.

 

Lesley Turney hat eine unterhaltsame Geschichte kreiert. Was anfangs wie eine Liebesgeschichte wirkt, wird mehr und mehr zum Psychothriller. Alexander behauptet, seine Frau habe die Familie eines Tages verlassen. Die Dorfbewohner und vor allem seine Schwiegereltern sind allerdings der Meinung, er habe sie beiseite geschafft. Diese gegenteiligen Aussagen werden nur sporadisch in die Handlung platziert und lassen bei Sarah Zweifel aufkommen. Diese innere Zerrissenheit, wem sie Glauben schenken soll, wird nachvollziehbar geschildert. Auch als Leser kann man sich erst spät ein Bild über die Vorgänge machen, da sich immer wieder Aussagen als Lüge entpuppen. 

 

Die britische Autorin wählt einen leichten Erzählstil für ihre psychologisch schwerwiegenden Themen. Es geht dabei vor allem um Enttäuschungen, Schuldgefühle und Vorurteile im Umgang miteinander. Sarahs Verletzlichkeit nach ihren traumatischen Erlebnissen macht sie zu einer leichten Beute für den attraktiven Alexander, genauso wie für die ablehnende Familie. Realistisch empfand ich die Schilderung, wie sich Sarah langsam an die Dorfgemeinschaft annähert. Während sie als Kindermädchen höflich behandelt wird, weht ihr bei Bekanntwerden der Affäre mit Alexander ein eisiger Wind entgegen. Etwas verwirrend scheint dagegen Alexanders unberechenbares und unvorhergesehenes Agieren, das hier auch durchaus kürzer gehalten werden könnte. Dieser stete Wechsel auf emotionaler Ebene lässt allerdings eine gewisse Sogwirkung beim Lesen entstehen. Im Nachhinein betrachtet enthält der Roman alles, was ein guter Schmöker benötigt: offene Fragen, Spannung, Schaudern und eine Portion Romantik. Wer sich einfach nur beim Lesen entspannen möchte und keinen allzu großen Anspruch auf Tiefgang hat, wird sicher Gefallen an diesem Buch finden.