Frauenpower pur

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natimaus Avatar

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Um einiges vorwegzunehmen, der zweite Band ist genauso gut wie der erste.
Das Leben der drei Freundinnen wird wieder einzeln in für sie reservierten Kapiteln geschildert. Clara, die es schwer hat, in der BRD Fuß zu fassen und glücklich ist, dass sie eine Freundin und Mentorin wie Lilly gefunden hat. Martha und Betty, deren Lebenswege teilweise anders verlaufen als man es nach dem ersten Band erwartet und erhofft hat. Etliche große Themen werden angesprochen: Annäherung von Müttern und Töchtern; Anpassung und Befreiung von der Vormundschaft des (Ehe-)Mannes, Selbstverwirklichung. Todesfälle sind zu verarbeiten, das Ende von Freundschaften ist zu beklagen und neue Freundschaften sind zu feiern. Die Mädchen sind erwachsen geworden und stellen fest, dass Frauen eine Urgewalt sind, wenn sie zusammenhalten. Und immer wieder das Strandbad am Müggelsee mit seiner kleinen Welt, in der alles gut ist, wo Verabredungen getroffen werden, (geheime) Besprechungen abgehalten werden und das in unruhigen, konfliktreichen Zeiten Beruhigung verschafft.
Der Fokus wird eindeutig auf die Schicksale der drei Freundinnen gelegt, weniger auf die gesellschaftliche Situation der DDR (Bespitzelungen, drakonische Strafmaßnahmen, Konsumvorenthalt etc.), die nur hin und wieder durchblitzt und in meinen Augen nicht in allen Punkten dem damaligen Leben in der DDR entspricht. Die Jahre vergehen im Zeitraffer und das Buch erreicht das Jahr 1989, das Jahr des Mauerfalls. Jetzt werden die geschilderten Ereignisse wieder authentisch und treiben mir immer noch die Tränen in die Augen.
Die Charaktere sind nach wie vor gut gezeichnet, auch wenn Betty etwas blass bleibt. Die Glaubwürdigkeit der jungen Frauen lässt die Änderungen der Lebenswege und Entscheidungen der Freundinnen gut nachvollziehen.