Guter Ansatz mit Luft nach oben

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Am 12.10. ist mit „Die Früchte, die man erntet“ der siebte Band der Sebastian-Bergman-Reihe erschienen. Für mich war es das erste Buch der Reihe, das ich gelesen habe. Der Klappentext klang so spannend, da war es mir dann auch egal, dass ich nicht beim ersten Band anfange. Ob das so eine kluge Idee war, erfahrt ihr am Ende meiner Rezension.

Der Einstieg ins Buch war für mich total angenehm und leicht, weil die Geschichte gleich mitten in der Handlung beginnt. Es gibt keinen langen Vorspann oder eine zähe Einleitung. Im Hauptstrang geht es um die Reichsmordkommission, die nach einem Mordanschlag um Hilfe gebeten wird. Ein Heckenschütze tötete innerhalb kurzer Zeit mehrere Menschen, zwischen denen keine Verbindung zu bestehen scheint. Die Ermittlungen beginnen entsprechend zäh mit der Hoffnung, doch noch Zusammenhänge zwischen den Opfern zu finden. Der Druck von außen steigt weiter, nachdem ein weiterer Mord passiert. Die schwedische Kleinstadt Karlshamn ist angesichts der Vorfälle in Angst und Schrecken versetzt.

Sebastian Bergmann hat sich zwischenzeitlich an sein ruhiges Leben gewöhnt, in dem er viel Zeit mit seiner Enkelin verbringt. Außerdem arbeitet er in seiner Praxis als Psychologe. Sein ruhiges Leben endet, als eines Tages ein Klient zu ihm kommt, um seine Erlebnisse während des Tsunamis im Jahr 2004 zu verarbeiten. Sebastian hat damals selbst Frau und Tochter verloren, sodass ihn diese Therapie selbst in einen Strudel aus dunklen Erinnerungen stürzt. Und dann gibt es in einem weiteren Handlungsstrang noch seinen ehemaligen Kollegen Billy, den die Vergangenheit ebenfalls einholt.

Durch die verschiedenen Handlungsstränge, fiel es mir oft schwer, bei der Sache zu bleiben. Der eigentliche Fall war für mich zuerst sehr spannend. Nachdem die Erkenntnisse dort aber konkreter werden, geraten die privaten Beziehungen der Charaktere immer mehr in den Fokus. Die Entwicklungen in diesen Strängen fand ich grundsätzlich interessant, merkte aber, dass mir hier wirklich das Hintergrundwissen fehlte, um alles nachzuvollziehen. Der Strang um Sebastians ehemaligen Kollegen, Billy, war erschreckend und hat mich teilweise schockiert. Hier wurde aber aus meiner Sicht durch den Klappentext schon zu viel verraten.

Ich saß beim Lesen gespannt vor dem Buch und habe regelrecht auf die nächste Wendung, den nächsten erschütternden Vorfall, gewartet. Genau das hatte ich mir von dem Buch erhofft. Gerade zum Ende hin wirkte die Handlung für mich dann aber zu konstruiert. Manche Ansätze liefen ins Leere und waren aus meiner Sicht für die Geschichte nicht nötig. Auch das Ende war für mich nicht vollkommen überzeugend, hier hatte ich mir etwas anderes erhofft.

Insgesamt war „Die Früchte, die man erntet“ für mich eine spannende und unterhaltsame Lektüre. Da die zwischenmenschlichen Beziehungen und Entwicklungen so sehr im Fokus stehen, gibt es von mir den Rat: Fangt nicht (wie ich) mit diesem Band an. Lest die vorherigen Teile und zwar in der richtigen Reihenfolge. Ich denke, wenn man die Charaktere kennt, ist das Buch nochmal deutlich spannender. Von mir gibt es deswegen keine Sternebewertung zu diesem Buch.