Ein Buch kann spannend sein auch ohne Mord und Totschlag

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kleine hexe Avatar

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Dies ist eines jener Bücher. Es hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Vielleicht auch weil ich keinen Garten habe und mit Müh und Not Geranien und Lavendel in den Balkonkästen ziehe. Aber ich habe Gärtner immer bewundert. Ich finde es wunderbar, wie sie es verstehen, was Pflanzen brauchen, wie man Pflanzen zum Gedeihen und Blühen bringt. Wir begegnen in diesem Buch einer solchen Gärtnerin. Toni Andersen, hält auch nach Jahren seit seinem Tod, immer noch Zwiesprache mit ihrem verstorbenen Mann, Leon. Als sie das Angebot erhält, für einen reichen Mann den Garten auf einer Insel zu bestellen, willigt sie ein. Die ganze Insel im Atlantik vor Lanzarote ist nun ihr Garten. Sie legt sich mächtig ins Zeug, bringt alles zum Blühen und Gedeihen. Langsam taucht sie aus ihrer selbstgewählten Einsamkeit auf, geht auf die anderen Bewohner der Insel zu, alles Angestellte von Max Bror. Als sie schließlich ihren Arbeitgeber kennen lernt, ist es Hass auf den ersten Blick. Der sich dann, nach mehreren Blicken und ebenso vielen Konfrontationen in Liebe verwandelt. Wie diese Auseinandersetzungen verlaufen, wie sie beide daraus hervorgehen, ein Stückchen siegreich, ein Stückchen geläutert, ein Stückchen einsichtiger, das macht das Buch so interessant. Die Liebesgeschichte zwischen Toni und Max bleibt unerfüllt, und doch geht das Buch gut aus, zumindest für Toni. Aber Max hat sein Schicksal selbst gewählt, das geht in Ordnung so.
Auf jeder Seite des Buches schlägt uns die Liebe entgegen. Die Liebe zur Natur, zu dieser kargen und wilden Insel, die Toni in einen blühenden Garten verwandelt, di Liebe zu den Pflanzen und Blumen die Toni so schön für ihre Pflege und Zuwendung danken, die Liebe und Sympathie zu den Mitmenschen, die Liebe und Treue zu unerreichbaren Menschen, sei es weil sie schon tot sind oder immer unerreichbar waren, und schließlich die Liebe zwischen Toni und Max, so unerfüllt sie auch letztendlich bleibt, es ist Liebe die nicht in Hass und Bitterkeit endet sondern in leiser Wehmut.
Das Buch liest sich leicht und flüssig, die Dialoge wirken natürlich, weder gestelzt noch erzwungen. Der verbale Schlagabtausch ist an manchen Stellen witzig und sehr charmant, so z.B. erklärt Lou sie würde auch hart arbeiten, ebenso wie Toni: „… Ich steh auf harte Arbeit. Vor allem an mir selbst“ (S. 45) und meint aber ihre vielen kosmetischen Anwendungen. An anderen Stellen sind die Dialoge bedeutungsschwer und subtil-vielschichtig, wie die Gespräche zwischen Toni und der Hausdame Helen oder zwischen Toni und Max.
Ein gelungenes Titelbild, Meer, Pflanzen, Schmetterlinge und eine kleine Eidechse (wer hat sie schon entdeckt?) runden das Buch ab, laden dazu ein, in der Buchhandlung zu verweilen, zuzugreifen, zu schmökern und das Buch nicht mehr aus der Hand zu lassen.