Gutmensch oder extremes Helfersyndrom?

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leseratte61 Avatar

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Klappentext:

Monte Spina - eine einsame Insel vor Lanzarote, sucht einen neuen Gärtner, was nicht ganz einfach ist, denn außer Stille und Einsamkeit hat die kleine Privatinsel wenig zu bieten. Doch das kommt der dreißigjährigen Gärtnerin Toni gerade recht, denn ihr Mann ist gerade bei einem Autounfall gestorben und der Sinn ihres Lebens und alle ihre Liebe mit ihm.
Weit draußen im Atlantik trifft sie auf eine karstige Landschaft und auf Menschen, die sie nicht gerade herzlich empfangen. Aber Sonne und harte Arbeit wecken neben ihren Lebensgeistern vor allem eins: ihre Neugier. Denn auf der schweigsamen Insel Monte Spina am Ende der Welt gibt es eine ganze Reihe von Merkwürdigkeiten und Geheimnissen:
Warum blieben Tonis Vorgänger immer nur wenige Wochen? Wieso ist das oberste Stockwerk des Haupthauses tabu für sie? Und was steckt hinter dem abwesenden Besitzer der Insel, dem geheimnisvollen Bror, von dem alle nur im Flüsterton sprechen?

Fazit:

Ich gebe zu, dass ich mir von diesem Buch mehr versprochen hatte. Teilweise musste ich mich überwinden weiterzulesen, einig der schöne Schreibstil entschädigte mich. Die Autorin kann wirklich bildgewaltig ausdrücken und lässt dadurch Bilder im Kopf des Lesers entstehen.

Das Toni nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Mannes in ein tiefes Loch fällt, kann ich noch nachvollziehen. Auch das Abkapseln und trauern ist verständlich. Völlig unverständlich für mich war jedoch diese Liebe zu Max Bror. Er spielt üble Spiele mit ihr und kündigt ihr mehrfach an, ihr wehzutun und Toni will ihn ändern und zu einem besseren Menschen machen. Sogar nach einer versuchten Vergewaltigung, aufgrund einer dämlichen Männerwette, macht sie weiter wie gehabt und will das Gute im bösen Mann entdecken. Mit diesem Frauenbild kann bei mir leider keine Begeisterung geweckt werden. Ist Toni einfach zu gut für diese Welt, oder unglaublich naiv?

Max Bror war mir von Anfang bis zum Ende einfach nur unsympathisch. Er hatte eine schwere Kindheit, aber berechtigt diese ihn dazu, alle Menschen nur noch schlecht zu behandeln und immer nur böse zu sein? Ab und an soll wohl ein wenig Menschlichkeit hervorblitzen, die mir den darauffolgenden Worten und Taten jedoch wieder in das Gegenteil verkehrt wird. Er benutzt die Menschen, wie es ihm gerade passt und denkt nicht über die Folgen seines schlechten Verhaltens nach. Er freut sich darüber, dass alle Menschen ihn fürchten und will auch Toni, im Falle einer Beziehung, schlecht behandeln. Als ich den Klappentext gelesen hatte, habe ich mit einem belastenden Geheimnis von Bror gerechnet, allerdings nicht mit so viel negativer Energie.

Leider nervte mich diese Hassliebe zwischen Toni und Max irgendwann und die anfängliche Begeisterung schwand nach und nach. Ich konnte die Geschichte sehr schnell lesen, allerdings hat sie mich nicht wirklich berührt. Schade, da wäre viel Potential nach oben gewesen. Das Ende, dass dann doch anders als erwartet war, konnte mich dann wenigstens wieder ein wenig versöhnen. Die Geschichte taugt für einen Nachmittag, ich hätte allerdings mehr Tiefe erwartet.