Allein das Zusammenrühren von Ingredenzien garantiert keinen Backerfolg

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siegfried Avatar

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Man nehme: als Zeit die späten Zwanziger Jahre, als Ort Berlin und als handelnde Personen die wohlhabende Gesellschaft mit Sinn für Kunst und Kultur, würze das Ganze mit familiären Zwistigkeiten (die böse Schwiegermutter kommt immer gut an), mit einer Liebesgeschichte und gebe quasi als Prise Salz einen smarten, noch reicheren, mit Landsitz ausgestatteten, dort Impressionisten sammelnden jungen Mann mit Nähe zur NSDAP hinzu, verrühre dieses Gemenge und gebe da hinein eine etwas unbedarfte junge Frau mit studentischem Hintergrund aus Wien, die auf ihre Berliner Familie reagiert, ihre Zugehörigkeit einfordert und mit deren finsteren Geheimnissen interagiert, die ihren malenden Vater hassliebt, der die Hefe bildend mit einem Gemälde das finsterste aller Geheimnisse offenbart.
Als Verzierung füge man hinzu ein bisschen Widerstand gegen die Nazis, ein bisschen Sex und ein ganz kleines bisschen moralischen Schmutz, der am Ende alle reinigt.
Man hätte von Alexandra Cedrino, laut Klappentext ein Mitglied der Kunsthändlerfamilie Gurlitt, mehr Tiefgang, mehr Blick hinter die Kulissen und mehr Ernsthaftigkeit erwarten können. Stattdessen liest man eine streckenweise sprachlich recht holprige Liebesgeschichte mit ein wenig örtlichem und zeitlichem Kolorit, die über ein Name-Droping aus dem Künstler-Who-Is-Who der Zwanziger Jahre nicht hinauskommt.
Allein das Zusammenrühren von Zutaten nach Erfolgsrezepten verspricht nicht unbedingt einen lesenswerten Roman.