Enttäuschend

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kainundabel Avatar

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Eigentlich ist Alice Waldmann von Wien nach Berlin gekommen, um eine Antwort ihrer Großmutter Helena zu bekommen. Eine Antwort auf die Frage, warum die alte Frau ihre Tochter, Alices Mutter, verstoßen hat. Unmittelbar wird der Leser hineingezogen ins Familien- und Beziehungsgeflecht der Waldmanns und ahnt schon das Potenzial, dass diese gesamte Beziehungsstruktur in petto hat. Leider werden diese Erwartungen nicht erfüllt. Im Gegenteil, es folgen vielmehr 380 Seiten, von denen sich mindestens 350 durch mehr oder weniger gepflegte Langeweile auszeichnen. Den einzigen Hauch eines Höhepunktes liefert der Eklat, den Alices Vater mit einem seiner Gemälde bei der Neueröffnung der Waldmann’schen Galerie auslöst. Und das war es dann auch schon. Die Handlung wird endlos ausgedehnt, jedes kleinste Detail in epischer Breite ausgewalzt. Als Trilogie angelegt, muss Band 1 offensichtlich gefüllt werden. Nur ein Beispiel: „Die Kaffeekanne hing über den Tassen, in der Schwebe zwischen Anheben und Einschenken. Alice beobachtete skeptisch die Tülle und hielt ihre Tasse vorsichtshalber noch dichter unter die Öffnung, an der sich bereits ein paar Tropfen sammelten.“ Ist das Literatur, um das banale Einschenken des Kaffees in eine Tasse zu beschreiben? Nein, es ist nervig! Hinzu kommt eine Sprache, die eher an Trivialromane erinnert, gefüllt mit krampfhaften Vergleichen und Allgemeinplätzen. Meine Hoffnungen auf einen guten und spannenden historischen Roman wurden zutiefst enttäuscht. Für mich wird es keine Fortsetzung geben.