Nett, aber etwas belanglos

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nele2505 Avatar

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Der Roman über eine Familie im Berlin der 1930er Jahre versprach viel - Drama, Spannung, politische Auseinandersetzung mit dem Aufstieg des Nationalsozialimus. Tatsächlich plätschert die Handlung eher vor sich hin, der erste Nazi, der auftaucht, entpuppt sich natürlich als Arschloch und es wird sich nicht mit der Politik auseinandergesetzt, sondern alle Protagonistinnen und Protagonistinnen finden die Einstellung schlicht "dämlich", ohne jegliche Erklärung oder Einordnung. Generell bleiben die Charaktere seltsam oberflächlich. Die Großmutter Helena wird gefühlt alle fünf Seiten als "hart" oder "kalt" charakterisiert, mehr Persönlichkeit wird ihr nicht zugestanden (was ihre Söhne nicht davon abhält, sie zu lieben - warum?).
Die Protagonistin Alice muss sich einerseits als klassische "Damsel in distress" seltsam passiv aus einigen Situationen retten lassen (die merkwürdig reingepflanzte "Straßenschlacht-Szene"), reagiert andererseits vollkommen übertrieben und anstrengend-nervig ("schon 442 Tage haben wir nicht mehr gesprochen"...).
Ich habe das Buch dennoch nicht ungern gelesen, aber es war halt eher so ein nebenbei-weglesen, als das man hereingezogen worden wäre.
Der Hinweis, dass es sich um den Auftakt einer Trilogie handelt, findet man übrigens an einer einzigen Stelle: im hinteren Klappentext, bei der Biographie der Autorin. Liebe Verlage! Hört auf damit!!! Schreibt es auf den Titel, aufs Cover, auf den Buchrücken, auf die erste Seite, aufs Preisschild... Sagt es uns, wenn es Mehrteiler sind!!!