Langatmig

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queenhedy Avatar

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Mit "Die geheime Gesellschaft" hat Sarah Penner schon ihren zweiten historischen Roman über Frauen geschrieben, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und das Unrecht ausgleichen, das anderen Frauen angetan wurde.
Hier gibt es einerseits viele Ähnlichkeiten zu ihrem Debütroman "Die geheime Apotheke", andererseits gibt es auch den ein oder anderen Unterschied.
In beiden Romanen stehen eine Frau, in einer männerdominierten Domäne, und deren junge Schülerin im Mittelpunkt. Dieses Mal ist es eine Spiritistin, die in Paris Seancen durchführt und nach London reist, um einen Mord an einem Mitglied der London Seance Society aufzuklären. Der Ablauf der Seancen und der Glauben der Spiritist:innen wurde sehr gut beschrieben und von allen Seiten ausreichend beleuchtet. Und damit ist auch schon der erste Unterschied zu Penners erstem Roman zu finden. "Die geheime Gesellschaft" bewegt sich an der Schwelle zwischen Realität und Fantasie, es bleibt den Leser:innen selbst überlassen, ob sie an Geister glauben oder nicht, im Roman ist es jedoch Fakt.
Wie auch schon in ihrem Erstlingsroman, benutzt Penner zwei Erzählinstanzen, anstatt jedoch einen der Handlungsstränge in die Gegenwart zu setzen, bekommen die Leser:innen diesmal einen Einblick in eine weitere (männliche) Figur, die für den Plot in London handlungsrelevant ist. Die verschiedenen Erzählinstanzen sind nicht nur durch die Kapitel getrennt, sondern auch dadurch, dass der Mann in der ersten Person erzählt, somit viel nahbarer wirkt. Das ist ein Unterschied zu "Die geheime Apotheke", der mi nicht sehr gut gefallen hat. Einerseits mochte ich die Erzählung aus der Gegenwart, das Nachforschen, was damals passiert ist und wie es immer noch Leben beeinflussen kann, andererseits finde ich es schade, dass in einem Roman, der sich so mit starken Frauen beschäftigt, gerade eine Männerstimme die ist, die für die Leser:innen durch die Perspektive am zugänglichsten gemacht wird.
Neben diesen Punkten kommt noch hinzu, dass "Die geheime Gesellschaft" nicht genug Handlung für die Seitenzahl hatte. Durch die duale Erzählform, bei der aber beide Handlungsstränge zur selben Zeit spielen, werden sehr viele Information doppelt erwähnt. Wir bekommen die Auflösung, die doch recht simpel ist, mehrfach präsentiert, um noch Seiten zu füllen. Von den Leser:innen wird keinerlei Kombinationsfähigkeit verlangt, alles wird sofort auf dem Silbertablett serviert und sowieso noch einmal erklärt. Dadurch habe ich recht rasch das Interesse verloren und die Sympathien für die handelnden Personen kam nicht auf.