Okkulte Mordermittlung im viktorianischen London

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
fannie Avatar

Von

Am Abend des 31. Oktober 1872 findet Lenna Wickes ihre jüngere Schwester Evie ermordet im Garten ihres Londoner Elternhauses auf. Sie setzt alles daran, um dieses Verbrechen aufzuklären. Obwohl sie Geisterbeschwörungen für Hokuspokus hält, tritt sie in Kontakt mit dem aus England geflohenen französischen Medium Vaudeline D’Allaire, das dafür bekannt ist, Kriminalfälle mittels Séancen am Tatort aufzuklären. Lenna geht schließlich nach Paris und wird Vaudelines Schülerin. Doch ein weiterer Mordfall in London, der sich in den Kreisen der exklusiven London Séance Society ereignet hat, bringt beide zurück auf die andere Seite des Ärmelkanals. Außerdem will Lenna mit Vaudelines Hilfe endlich dem Mörder ihrer Schwester auf die Spur kommen. Die beiden Frauen ahnen nicht, dass sie sich durch ihre Ermittlungen schon bald in Lebensgefahr befinden …

In Sarah Penners Roman „Die geheime Gesellschaft“ begibt sich der Leser auf eine spannende Zeitreise in das viktorianische London. Pferdekutschen, Gaslaternen und spirituelle Zusammenkünfte bei Kerzenschein bilden den Rahmen für das neue Buch der Autorin (debütiert hat sie mit „Die versteckte Apotheke“), das am 21. November 2023 bei HarperCollins erschienen ist.

Das Cover von „Die geheime Gesellschaft“ ist nicht nur traumhaft schön, es fängt die Stimmung des Buchs zugleich auch wunderbar ein. Die Atmosphäre des Romans kann man durchgängig als mystisch und dunkel bezeichnen, was natürlich perfekt für diese Art von Geschichte ist. Das London des 19. Jahrhunderts hat man dank Sarah Penner und der Übersetzerin Julia Walther derart eindrucksvoll vor Augen, dass man als Leser meint, sich inmitten des Romans zu befinden und das Hufgetrappel auf dem Kopfsteinpflaster förmlich hört.

Mit Lenna und Vaudeline hat Sarah Penner zwei unerschrockene, kluge und absolut sympathische Hauptfiguren geschaffen, die in ihrem Denken und Handeln ihrer Zeit schon weit voraus sind. Auf 400 Seiten begleitet man ihre gefährliche Mission hinter die Kulissen der London Séance Society, zu deren Mitgliedern ausschließlich gut situierte Herren gehören.

Etwa in der Mitte verliert die Geschichte etwas an Fahrt und zieht sich ein wenig hin, doch schon kurz danach fasziniert Sarah Penner gleich mit mehreren Wendungen, die den Leser überraschen und der Geschichte eine ganz andere Richtung geben. Damit fesselt sie ihre Leserschaft bis zum Schluss.

Ganz besonders charmant ist der Anhang des Buchs. Dort stellt Sarah Penner nicht nur viktorianische Trauerbräuche vor, sondern hat auch eine Bastelanleitung für Trickkerzen und sogar Rezepte, etwa für viktorianische Begräbniskekse, parat.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für die gelungene Mischung aus Kriminalroman und historischer Erzählung, gewürzt mit einer ordentlichen Prise Mystery.