Zwischen Verstand und Mystik

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cynthiam Avatar

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Geisterbeschwörung und Aberglaube nehmen seit jeher einen großen Platz in unserer Gesellschaft ein und jene, die mit dem Übernatürlichen Kontakt haben werden gleichwohl verehrt wie gefürchtet. Umso spannender ist es, dass Sarah Penner diesem Thema die Stimme einer starken, neugierigen und wagemutigen Frauenfigur gegeben hat.

Zum Inhalt: nach dem Tod ihrer Schwester ist Lenna bestrebt die Künste eines Mediums zu erlernen um ein letztes Mal mit Evi sprechen zu können. Dabei glaubt sie gar nicht an das Übernatürliche, generell an nichts was sie nicht sehen oder anfassen kann. Aber in Gegenwart ihrer Lehrerin Vaudaline spürt Lenna Dinge, mehr als je zuvor und ist gewillt ihr zu glauben, als sie einen Auftrag bekommen, der alles verändert.

Das Thema selbst fand ich total ansprechend, sowohl den echten, authentischen Okkultismus, den Vaudaline praktiziert, als auch die Trinkereien und Scharlatanerie denen die in London auf der Spur war. Der Leser begleitet die zwei Frauen bei ihren Séancen, was ich sehr stimmungsvoll fand.

Einfach angewidert war ich vom Umgang mit Frauen in diesem Buch, vor allem durch die Séance Society. Umso mehr hat es mich gefreut wie Vaudaline und Lenna es allen zeigen. Für die damalige Zeit ist Lenna sehr privilegiert und fortschrittlich erzogen worden, hatte die Möglichkeit ihren Studien uneingeschränkt nachzugehen und für sich einen eigenen, unabhängigen Lebensweg zu wählen.

Vermutlich lag es daran, dass die zwei Frauen so unterschätzt wurden, aber insgesamt ging ihre Ermittlung nach meinem Empfinden ein bisschen zu leicht vonstatten. Das ist aber meckern auf hohem Niveau, denn trotzdem macht ich das Buch wirklich sehr gerne und mir hat diese mystische Atmosphäre, die über allem lag, sehr gut gefallen. Vor allem auch die Gegensätze zwischen der freien, unkonventionellen Vaudaline und Lenna, die mit den Konventionen der Gesellschaft und der Vernunft hadert.