Anders als gewohnt

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tausendschön Avatar

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Dieses Mal hat Rafik Schami einen für ihn sehr ungewöhnlichen Roman geschrieben. Einen Krimi, der aber mehr als Gesellschaftsroman fungiert. Rund um die Geschichte eines getöteten und sich auf geheimer Mission befindenden Kardinals, den Verwicklungen und Intrigen rund um den Vatikan, blättert der Protagonist Komissar Barudi immer wieder in seinem Tagebuch in der Vergangenheit und erzählt dem Leser so von den politischen, gesellschaftlichen und auch kirchlichen Strukturen Syriens. Der Roman spielt in 2010, also noch vor Ausbruch des Bürgerkrieges, aber er lässt sich schon erahnen und mit dem heutigen Wissen sowieso. Geschickt in die Erzählung eingeflochten, gibt Rafik Schami ziemlich ehrlich die Zustände seiner geliebten Heimat wieder. Die (normalerweise vorhandene) Spannung eines Krimis ist hier wenig bis gar nicht vorhanden, wurde aber geschickt mit der Machtstruktur, der Polizeiwillkür und der Alltagsängsten der Einwohner des Landes verflochten, die meiner Meinung das eigentliche Fundament dieses Romanes bilden. Sehr lesenswert, aber anders als bisher gewohnt.