Blumiger Roman über Syrien

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Rafik Schami ist zwischen zwei Welten aufgewachsen, als Sohn syrischer Eltern, der seit 1971 in Deutschland lebt und schreibt. Seine Bücher wurden mit vielen Preisen ausgezeichnet.
Dieses Buch ist ein Kriminalroman der eher ungewöhnlichen Art.
An die italienische Botschaft in Damaskus wird ein Fass mit Olivenöl geliefert, das aber auch die Leiche eine römischen Kardinals enthält. Der Kardinal, ein Freund der arabischen Welt und hervorragender Islamkenner, war auf einer geheimen Mission im Norden Syriens unterwegs, um den geheimnisvollen Bergheiligen kennen zulernen. Nun soll Kommissar Barudi, der kurz vor seiner Pensionierung steht, ermitteln. Zur Seite wird ihm der italienische Polizist Mancini gestellt, der zu einem guten Freund Barudis wird. Gemeinsam müssen sie vorsichtig vorgehen, denn das Leben in Syrien ist mit vielen Minenfeldern gespickt.
Das Buch spielt vor dem großen Syrienkrieg, aber die Vorboten sind schon zu erkennen. Korruption, die Macht der Islamisten und Ungerechtigkeit dem einfachen Volk gegenüber sind an der Tagesordnung. Aberglaube spielt eine große Rolle und die mächtigen Clans verstehen es die Gutgläubigkeit des Volkes für ihre Zwecke auszunutzen.
Schami schreibt in einem sehr blumigen Stil, immer wieder schweift er ab zu kleinen Begebenheiten, das macht das Buch leicht zu lesen und sehr locker.
Abwechselnd wird aus der Außensicht über die Ermittlungen berichtet, dann wieder folgen Passagen aus Barudis persönlichem Tagebuch.
Das Buch ist zwar ein Krimi, aber einer der eher ungewöhnlichen Art, denn oft treten die eigentlichen Ermittlungen in den Hintergrund. Dafür bekommt man tiefe Einblicke in das Leben und die Politik von Syrien im Jahr 2010.
Wer Politkrimis liebt und sich mit der orientalischen Erzählweise anfreunden kann, wird dieses Buch genießen!