Ermittlungen in Kreisen von Religion und Macht

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
miian Avatar

Von

Ein Kardinal wird ermordet und in einem Fass Olivenöl an die vatikanische Botschaft geliefert. Kommissar Barudi und sein Freund und Chef der Spurensicherung, Schukri, machen sich an die Arbeit um den Fall aufzuklären, stoßen jedoch bald auf Mauern des Schweigens. Barudi erhofft sich, in der italienischen und vatikanischen Botschaft durch die Hilfe eines italienischen Kollegen mehr Kooperation zu erreichen und so stößt Mancini zum Team dazu. Gemeinsam mit Mancini ermittelt Barudi in alle Richtungen und bald begeben sich die beiden in größere Gefahr, als ihnen bewusst ist.

Dieser Roman lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits finde ich das Buch toll geschrieben und habe es sozusagen verschlungen. Andererseits ist es nicht einfach, einen Überblick über all die Personen, die nur hin und wieder auftauchen, zu behalten, v.a. wenn man mit den Strukturen der unterschiedlichen Glaubensrichtungen nicht so vertraut ist (neben den leicht zu überblickenden Botschaftern kommen Priester, Bischöfe, Kardinäle, Patriarchen, etc. vor). Da ich mit den unterschiedlichen Religionen nicht so bewandert bin fiel es mir auch schwer, die ganzen Unterschiede bei katholischen und orthodoxen Christen sowie von Sunniten, Schiiten, Aleviten etc. im Kopf zu behalten.
Irgendwie scheinen beinahe alle agierenden Personen verlassene, einsame Männer zu sein. Vielleicht ist das in Syrien aber auch so oft der Fall, dass dies die handelnden Personen in den Augen des Autors authentischer macht? Die Liebesgeschichte des Kommissars wirkt dieser Monotonie etwas entgegen, liest sich aber ziemlich an den Haaren herbeigezogen und hat mit dem Rest des Buches kaum etwas zu tun.
Was in diesem Buch meiner Meinung nach jedoch positiv hervorsticht ist die mutige Betonung der Korruption sowohl des Regimes in Syrien als auch im Vatikan als auch in Italien durch die Mafia - der Autor stellt immer wieder klar dar, wie Barudi in seiner Karriere als Kommissar an toten Enden der Ermittlungen gelandet ist, sobald ein Verdächtiger der Sippe des Herrschers angehörte; Mancini vergleicht die Situation immer wieder mit der Mafia in Italien und auch der Vatikan verhält sich im Laufe der Ermittlungen auf diese Art und Weise.
Auf alle Fälle ein interessantes Buch mit viel und gut ermitteltem Hintergrundwissen gespickt mit Weisheiten aber auch vielen Anekdoten über den weit verbreiteten Aberglauben, die einen immer wieder schmunzeln lassen.