Gesellschaftskritischer Kriminalroman

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In seinem Buch "Die geheime Mission des Kardinals" beschreibt Rafik Schami in unterschiedlichen Erzählstilen der Ermittlungen um den Mord an einem katholischen Kardinal in Damaskus. Der Kardinal wird in einem Ölfass an die italienische Botschaft geliefert. Da weder der italienische noch der vatikanische Botschafter Damaskus' mit der örtlichen Polizei wirklich kooperieren wollen, zieht der leitende Ermittler Barudi, der kurz vor der Pensionierung steht, einen italienischen Kollegen hinzu. Lange tappen die Ermittler im Dunkeln...

Schami schreibt seinen Gesellschaftsroman aus unterschiedlichen Perspektiven. Mal begleitet der Leser Barudi aus der Beobachterperspektive, in seltenen Fällen auch den italienischen Kommissar Mancini. Private Gedanken des Ermittlers Barudi erfährt man aus dessen Tagebucheinträgen. Schami schafft es durch diese Kombination unterschiedlicher Perspektiven ein umfassendes Bild der Ermittlungen und der politischen Situation in der syrischen Diktatur aus Sicht eines Einheimischen und eines Europäers zu zeichnen. Er vergleicht dazu die Zustände Syriens, wo die Ermittler ständig die Einmischung des Geheimdienstes fürchten, mit den mafiösen Strukturen Italiens. Durch die Hintergrundinformationen fühlt man sich zum Ende hin den Figuren richtiggehend verbunden und kann ihre Emotionen gut nachfühlen.

Zunächst ziehen sich die Ermittlungen lange hin, der Leser bleibt genauso im Unklaren wie die Ermittler. Erst als der italienische Kommissar mitmischt, nimmt die Geschichte Fahrt auf. Die Geschichte ist alles in allem sehr ansprechend geschrieben, allerdings brauchte ich für das Lesen des Beginns einige Zeit und Pausen um alles zu verarbeiten und zu verstehen. Es ist vielleicht kein Roman, den man in einem Rutsch durchlesen kann, aber dennoch eine gelungene und lesenswerte Geschichte!