von Büchern, Menschen und dem Leben

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Das Cover ist passend zum Vorgänger "Das Bücherschiff des Monsieur Perdu" hauptsächlich in Lavendel und Orange gehalten. Im Vordergrund eine junge Frau (Pauline) auf einem Motorroller, mit dem sie Bücher transportiert.

Monsieur Perdu ist also wieder zurück in Paris. Bei ihm ist Pauline, die als Azubi ein besonderes Gespür für die Leiden der Menschen und Bücher, die ihnen helfen könnten, hat.

Francoise, 12, kommt zur literarischen Apotheke, da sie neben der Last ihrer vielen Geheimnisse (um ihre Mutter und damit auch ihr Leben zu schützen) vor allem Bücher liebt.
Sie sucht die Beratung von Monsieur Perdu, um Hilfe zu erhalten. Nicht für sich, sondern ihre Mutter.
Mutter Bellanger hat schwere psychische Störungen, deren Diagnose nicht offen kommuniziert wird. Am ehesten wohl Depressionen und Schizophrenie. Das macht das plötzliche Auftauchen von Frankie's Vater auch nicht besser!

Francoise bemüht sich die ganze Zeit, nicht aufzufallen, um das Zusammenleben mit ihrer Mutter nicht zu gefährden.
Auch in der Schule will sie unter dem Radar bleiben, weil sie durch ihr Lesen, ihr Wissen besonders ist.
Nach der literarischen Sprechstunde, die Pauline live streamt, kommt es jedoch am letzten Schultag zu Übergriffen.

Wie immer, wenn Nina George schreibt, ist auch dieser Roman um den Inhaber (und Berater) der literarischen Apotheke Jean Perdu anrührend, melancholisch, mitfühlend, aber auch sehr lustig in der Beschreibung von Alltag und seiner Komik, die durchaus vorkommt, aber häufig durch verkopfte Erwachsene übersehen wird.

Die einzelnen Kapitel handeln jeweils von einer oder mehreren Protagonisten, deren Name unter dem nummierten Kapitel aufgeführt wird.
So hatte ich bei Francoise von Beginn an das Gefühl, sie als Figur zu kennen (obwohl neu eingeführt). Etwas später kam ich darauf, denn obwohl die Geschichte sich nicht einmal ähnelt, ist sie der Figur von Paloma (aus "Die Eleganz des Igels"- eines meiner Lieblingsbücher) sehr nah. Zwei junge Mädchen, von ihrer Umgebung unverstanden, versuchen mit/ durch ihre/r Bücherliebe in dieser Welt zu bestehen.

Für das Bücherschiff und Monsieur Perdu bedeutet der Erfolg des Streams eine Bekanntheit, die ihn fast umhaut.

Auch Pauline hat Begegnungen, die ihr Innerstes durcheinanderrütteln.
Soll sie bleiben oder gehen? Ist Emile der Richtige oder Kofi?

Auftritt Delphine de Vigan (lese ich selbst auch so gern!) und ihrem Partner Busnel, der zugleich Frankreichs Literaturpabst ist. Unfassbar, was Autorin Nina George alles auffährt.
Nougateier, Staubmausfamilien, die Königin von Saba, eine Vespa-reitende Bücherkriegerin und der Hut von Marcel Proust bei Suizidgedanken.
Wer glaubt, daß das nie im Leben zusammenpassen kann, der sollte unbedingt "Die geheime Sehnsucht der Bücher" lesen.

Denn hier findet man sein persönliches Glück, die innerste Freude.
Denn "es ist das Buch, das sich den Menschen aussucht, nicht umgekehrt."