Wortakrobatikreiches Seelenheil durch Bücher

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marcialoup Avatar

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Ich bin wort-verliebt!
Nina George lesen ist wie nach Hause kommen und in einer Bücherblase verschwinden, sich einzukuscheln in eine Decke aus Worten.
Kaum sind die Worte gelesen, saugen sie sich aus den Seiten in die Leser/innen hinein und man ist entzückt und froh über so viel schöne Wörter in Nina’s einzigartiger Tonlage und außerirdischem Wortschatz, dass man sie sich wie ein Kleid überziehen möchte, um sie jederzeit bei sich zu haben.

Man kann sie nur ins Herz und auch in die Arme schließen, die mutige kleine Françoise, die ihr Leben mit einer depressiven Mutter und ohne Vater meistern muß, ohne dabei den Schulkameraden gegenüber befremdlich zu wirken, um nicht in den Mobbingfokus zu geraten. Françoise weiß wenig vom Leben ihrer Mutter, sie muß ihr (Zitat) „die Wahrheit wie lichtscheues Gedärm hervorziehen“.
Françoise, die tapfere Elfjährige, die Wörter und Sprache liebt und ganz viel liest, findet den Weg auf das Bücherschiff, in der Hoffnung Jean Perdu könne mit dem richtigen Buch die Krankheit ihrer Mutter heilen. Doch so einfach ist die Sache nicht.
Pauline, die mit Herz und Seele auf dem Bücherschiff arbeitet, denkt eher daran, ein passendes Buch für Françoise zu finden… obschon sie mit sich selbst genug zu tun hat mit den Schmetterlingen im Bauch, die gleich wieder davonfliegen wollen, während sie mit ihrer Vespa durch Paris fährt und Stammkunden mit Lesestoff beliefert.
Plötzlich ist man selbst dort, träumt sich nach Paris, verzaubert von der Literarischen Apotheke und kehrt so tief in sich selbst ein, um sich zu fragen, welches Buch ist mein eigenes Seelenheil?
Zum Beispiel die Empfehlung an Nadine über drei Bücher, die sie in einer gewissen Reihenfolge lesen soll, um als gestresste Mutter dreier Kinder am Ende doch mal einige Minütchen für sich zu klauen, ist ziemlich nachvollziehbar und gegen alle Arten von Stress wirksam.
Den Büchern wird hier so viel Seele eingehaucht, dass sie beinahe als eigenständige Charaktere daherkommen.
Und dann geht Jean Perdu in sich, um sich der Dame mit Hut zu zeigen. Er erzählt aus seinem Leben, als sei es die Hut-Dame, die ihm ein Buch empfehlen sollte…
Gemeinsam haben sie viele Ideen (gibt es einen solchen Podcast, warum kenne ich ihne nicht?) und man liest sich gern durch ihre Erlebnisse und Schicksale, die allesamt in bewundernder Sprache von Nina George ausgezeichnet komponiert werden.

Den ein oder anderen Abschnitt liest man bewußt und gern mehrmals, weil man Wörtern begegnet, die keinem Alltagsgebrauch unterliegen, die gerade deshalb in einem herzhüpfend Neuronen tanzen lassen, neue Verknüpfungen im Gehirn bilden und Glückseligkeit entstehen lassen.
Ganz viele Sätze wandern zitierend in mein Notizbuch der Unvergessenheit:
(„Ohne dich wäre ich nicht ich oder zumindest ziemlich zerzaust und unfroh“)… (Zitat Widmung), und ich bin um ein weiteres Nina-Buch bereichert, bei dem es schwerfällt, es nach der letzten Seite beiseite zu legen.
Aber dann kann man ja immer noch das Cover stundenlang anschauen, das wie gewohnt mit nur zwei Farbtönen auskommt, wovon eine Farbe immer lila ist!