Historischer Krimi überzeugt nicht völlig

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Im September 1914 wird in Triest eine alte Frau in ihrem Haus ermordet aufgefunden. Der junge Ispettore Gaetano Lamprecht nimmt die Ermittlungen auf, die ihn weit in die Vergangenheit führen.
Autor Christian Klinger legt hier nach „Ein Giro in Triest“ den zweiten Band um seinen Helden Gaetano vor. Wir erfahren von seiner Leidenschaft, dem Radrennfahren, von seinem etwas angespannten Verhältnis zu seinem Vater und der Zuneigung zu seiner jüngeren Schwester Adina, die sich praktischerweise auf einigen Gebieten recht gut auskennt und ihn mit ihrem Wissen mitunter unterstützen kann. Vor dem Hintergrund des aufziehenden Ersten Weltkrieges gibt es bei den polizeilichen Untersuchungen durchaus so manches Mal besondere Umstände zu beachten.
Der historische Rahmen ist gut gesetzt, man kann sich hervorragend in die Zeit hinein fühlen und erfährt oder verifiziert interessante Details, sowohl geschichtlicher als auch gesellschaftlicher Art.
Damit lassen sich die Allüren des Ispettores keineswegs weder erklären noch entschuldigen. Einerseits wird er als verständnisvoller Bruder, rücksichtsvoller Sohn oder zartfühlender Liebhaber geschildert. Auch die Marotte, zum Zwecke des Eindruck Schindens die Bartspitze zu zwirbeln, verzeiht man gerne. Die emotionalen Ausbrüche und Entgleisungen hingegen, die er sich Verdächtigen oder auch Zeugen gegenüber herausnimmt, mögen zwar die Stellung und Allmacht damaliger Polizeibeamter veranschaulichen, wirken aber allzu willkürlich und sägen große Teile von Glaubwürdiigkeit und vor allem Sympathie von dieser Hauptfigur ab.
Der Handlungsverlauf ist einfach, es gibt wenige Überraschungen. Dennoch reicht die Spannung durchaus, besonders auf Grund der mysteriösen Hintergründe in der Vergangenheit, um sich dem Buch zu widmen. Und das auch trotz des eigentümlich hölzernen, uneleganten Schreibstils mit häufigen Wortwiederholungen und ungenauen Bezügen. Wäre hier die gleiche Sorgfalt aufgewendet worden wie bei der historischen Recherche, könnte man sich sicher auch unbeschwerter auf Lamprechts nächstes Abenteuer freuen.