Erzählungen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
regenprinz Avatar

Von

Dieses Buch hat mich ein bisschen überrascht, denn es enthält eigentlich zwei verflochtene Erzählungen und keine fortlaufende Romanhandlung. Dennoch war die leider nur so kurz währende Liebesgeschichte von Lionel und David ein großes Lesevergnügen für mich.

Die Erzählstimme klingt wunderschön, sie ist geprägt von Stille und treffender Schlichtheit, und bleibt doch nie an der Oberfläche. Stets schwingt so viel an Bedeutung darin mit.

Dasselbe gilt auch für die Figuren. Ich mochte sowohl Lionel und David, zwei musikalische Ausnahmetalente mit besonderen Begabungen, als auch Annie, der im zweiten Teil des Buches eine Hauptrolle zukommt. Das Aufnehmen von Folksongs und ländlichen Balladen in jenem Sommer 1919, mit einem Phonographen und Wachszylindern, fand ich interessant und spannend. Es geht außerdem um eine skurrile Begegnung, um Naturverbundenheit und das tiefe Erleben von Freiheit, draußen in den einsamen Wäldern Neuenglands oder unter dem Teekannensternbild am Nachthimmel.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass für mich am Ende zu viele Lücken und offene Fragen geblieben sind. Das mag der Kürze des Buches geschuldet sein, Erzählungen spielen ja häufig mit allerlei Auslassungen, die man beim Lesen selbst füllen soll. Aber in diesem Fall hätte ich so gern noch ein paar Dinge mehr erfahren, vor allem über David.

Ansonsten würde ich mir wirklich sehr wünschen, dass von diesem Autor bald noch weitere Bücher ins Deutsche übersetzt werden. Mein Fazit: Absolut lesenswert!