Starke Idee, wenig Nachklang

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vasensa Avatar

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„Die Geschichte des Klangs“ erzählt in zwei miteinander verbundenen Kurzgeschichten von erster Liebe, Verlust und den Fragen des Lebens, die einen nie ganz loslassen. Im Zentrum steht Lionel, der im Sommer des Zweiten Weltkriegs seine große Liebe David trifft. Ihre Verbindung zur Musik ist tief: Gemeinsam reisen sie durchs Land, um Volkslieder mit einem Phonographen aufzunehmen. Doch die Liebe ist nur von kurzer Dauer und Lionel bleibt sein Leben lang gezeichnet davon.

Jahrzehnte später sieht Annie, eine Frau in einer langjährigen, aber emotional distanzierten Ehe, Lionel in einem Fernsehinterview. Sie beginnt, über eigene Entscheidungen und verpasste Wege nachzudenken. Zufällig findet sie auf dem Dachboden ihres neuen Hauses neben alten Familienfotos auch Walzrollen, die einst David gehörten.

Trotz berührender Themen bleibt das Buch hinter seinem Potenzial zurück. Die Geschichten sind zu kurz, um echte emotionale Tiefe zu entfalten. Die Figuren bleiben skizzenhaft, ihre inneren Konflikte nur angerissen. Auch das abrupte und offene Ende verstärkt den Eindruck, dass hier etwas fehlt. Es wirkt, als sei ein größerer Zusammenhang angedeutet, aber nicht vollendet.

Besonders schade: Anders als im englischen Original sind nicht alle Kurzgeschichten enthalten. Dadurch wirkt das Werk fragmentarisch – als würde man nur ein Kapitel aus einem Roman lesen, den man nie ganz zu sehen bekommt. Trotz schöner Ansätze und einem atmosphärisch gestalteten Cover bleibt so das Gefühl zurück, dass diese Geschichte mehr hätte sein können.