Grenzen einer Freundschaft

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dany_87 Avatar

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Der Roman "Die Geschichte von Kat und Easy" von Susann Pasztor ist als Hardcover im Verlag Kiepenheuer und Witsch erschienen und umfasst 269 Seiten. Das Cover ist sehr schlicht, aber ansprechend gestaltet. Neben weißen und salbeifarbenen Streifen sieht man im unteren Drittel zwei Frauen im Sonnenuntergang in einem See schwimmen. Das Hardcover selbst ist aus grauer, fester Strukturpappe und verfügt über ein farblich passendes Lesebändchen.

In dem Roman begenet der Leser den beiden Frauen auf drei Ebenen, wobei wir immer nur die Sichtweise der Geschichte von Kat erfahren und an ihren Gedanken teilhaben.

Zum einen spielt die Geschichte in Laustedt, der Heimatstadt von Easy und Kat, im Jahr 1973. Alles beginnt zur Silvesternacht und die beiden Freundinnen schwören sich, dass 1973 ihr Jahr werden wird. Es ist das Jahr, in dem Kat 16 wird, beide Mädchen sich zum ersten Mal verlieben, Easy eine Liste mit Dingen erstellt, die sie unbedingt machen will. Wir begleiten die Mädchen auf Drogentrips, Schulfeten und unvergesslichen Sommernächten.

Abwechselnd hierzu spielt der Gegenwartsstrang in dem Kat Easy nach mehr als 40 Jahren der Trennung auf Kreta wiedertrifft und die beiden Frauen sich ihren Dämonen der Vergangenheit stellen. Auch hier geht es um das Leben, die Liebe, Drogenexperimente und darum wie sich beide Frauen entwickelt haben.

Zwischendurch gibt es Kapitel, die aus einem Briefwechsel auf Kats Blog bestehen. Kat schreibt als ihr Alias "Mockingbird" einen Beratungsblog und Easy wendet sich als "Ich-wills-wissen" an sie um auch auf diese Art wunde Punkte ihrer gemeinsamen Vergangenheit aufzuarbeiten und anzusprechen. Durch die Briefe von Easy bekommt der Leser zum mindestens einen kleinen Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt und kommt Easy so etwas näher.

Mir hat vor allem die Vergangenheitsgeschichte gut gefallen. Ich mochte es, wie der Leser immer mehr Teil dieser Freundschaft wurde und dann irgendwann der Wendepunkt kam, an dem die beiden Frauen sich von einander weg bewegt haben und eine Freundschaft immer unmöglicher und unechter wurde. Der Erzählstrang auf Kreta konnte mich hingegen nicht allzu stark fesseln und ich habe beide erwachsenen Frauen als eher unsympathisch und anstrengend empfunden.

Insgesamt hat mich vor allem der Schreibstil überzeugt und die Darstellung der Zeit um 1973, das Freizeitheim, die junge Frauenfreundschaft, die Probleme des Teenageralltags. Hier ist es der Autorin gelungen einen authentischen Vibe dieser Zeit zu vermitteln. Auch fand ich viele Gedanken von Kate im Bezug auf ihre Freundschaft zu Easy zu dieser Zeit nachvollziehbar und treffend.
Die Drogenerlebnisse waren mir teilweise etwas zu umfangreich dargestellt und haben einen sehr großen Teil des Romans beansprucht. Hier hätte ich mir vielleicht mehr Szenen zwischen den Freundinnen gewünscht, die noch mehr verdeutlicht hätten, was das Besondere an ihrer Freundschaft war. Denn so fehlte mir ein bisschen der Bezug zur Gegenwart und was die Frauen nach 40 Jahren überhaupt noch für ein großes Problem miteinander haben. Letztlich ist die Geschichte für mich eigentlich eine typische, wenn auch traurige, Handlung. Beste Freundinnen aus Schulzeiten verlieren sich - aus welchem Grund auch immer - aus den Augen, gehen getrennte Wege, denken ab und an sehnsüchtig an früher zurück und fragen sich "was wäre wenn". Doch meiner Meinung nach muss man nicht jede Freundschaft unbedingt retten. Manche Freundschaften haben ihre Zeit und halten einfach nicht darüber hinaus. Vielleicht war der Gegenwartsstrang für mich deshalb nicht ganz so nachvollziehbar, wie die Beschreibungen aus 1973.

Insgesamt aber ein wirklich schöner Roman, den ich gerne gelesen habe.