Schleichende Wahrheitsböen auf Kreta

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"1973 wird ihr Jahr, das schwört Kat ihrer Freundin Easy in der Silvesternacht. In den folgenden Monaten können sie viel von dem abhaken, was auf ihrer Liste steht. Sich zu verlieben, zum Beispiel. Unglücklicherweise in denselben Mann: Gruppe aus dem Jugendzentrum. Fast ein halbes Jahrhundert später nach dem tragischen Ende ihrer Freundschaft treffen sich die beiden Frauen in einem alten Haus an der Südküste Kretas wieder. Zwischen ausschweifenden Festen mit griechischen Nachbarn und rauschhaften Nächten am Strand nehmen sie auch das große Stück Leben in den Blick, das hinter ihnen liegt. Denn irgendwann müssen sie sich der entscheidenden Frage stellen: Was passierte damals wirklich zwischen Easy, Kat und Fripp?" (Klappentext)

Susann Pásztor lässt Kat in Kreta auf einem wohlwollenden Balkon gedanklich nach Laustedt der 70er Jahre zurückreisen. Mit mutiger Ehrlichkeit sinniert Kat über ihr tiefstes Inneres, mal alleine mit einem Kaffee, mal gemeinsam mit Easy bei Oliven, Brot und Wein. Sie legt ihre Schutzhülle ab, wie die Kleidung vor dem Gang in das Meer, und nähert sich mit dem Leser, sehnsüchtig schleichend, in Richtung dem erlösenden Sprung in das reinigende Salzwasser.

Wie griechische Sonnenstrahlen wärmte die tiefenpsychologische Sprache der Autorin mein Leserherz. Die schmerzenden, lustigen, heilenden und verzwickten Lebensepisoden der beiden Frauen ließen mich an vielen Stellen schmunzeln.
Das Wechselspiel der Schauplätze mit der Zeitspanne von fünfzig Jahren krönt sich im folgenden Zitat von Easy:

"Ach und ich habe heute noch etwas gelernt: Wir waren jung damals, aber wir waren trotzdem längst die, die wir heute sind. Das ist erschreckend und tröstlich zugleich, oder?"

Sehr viel Wahres, scheint mir, in diesem Satz zu liegen.