So war es doch gar nicht, oder?

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brenda_wolf Avatar

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1973 sind Kat und Easy 16 und beste Freundinnen auf ewig. Eine wilde Sturm- und Drangzeit. Und doch verlieren sie sich aus den Augen. Fast fünfzig Jahre später entdeckt Easy Kat in der Betreiberin eines erfolgreichen Blogs für Lebensberatung wieder. Es sind viele Fragen offen geblieben aus ihrer Jugendzeit. Easy lädt Kat für eine Woche in ihr Haus an der Südküste der griechischen Insel Kreta ein. Werden die beiden ehemaligen Freundinnen die Verletzungen überwinden und wieder zu einander finden oder steht inzwischen zu viel zwischen ihnen?

Bereits der erste Satz genügte, mich in dieses Buch zu verlieben. Ich mag die Erzählweise und den Schreibstil der Autorin, die bildhafte Sprache und die Poesie, die mitschwingt. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. In den Kapiteln Laustedt erhalten wir in Rückblenden Einblick auf die Ereignisse im Jahr 1973, die Kapitel Kreta erzählen von den beiden Protagonistinnen in der Jetztzeit. Die beiden Mädels sind so grundverschieden. Kat hat die Macht Isi in einen anderen Menschen zu verwandeln. Kat nennt sie Easy. Easy blickt auf zu Kat, die den Durchblick hat, der ihr fehlt. Easy will keine Macht. Sie nimmt Dinge hin und Menschen an. Easy ist eine echte Schönheit. Kat hat schlechte Augen, sie trägt eine Brille, die sie allerdings nur selten trägt. So ist Kat wie vom Donner gerührt, als ihr selbst nach so langer Zeit auf Kreta noch einmal dieser Satz begegnet. „You have a beautiful girlfriend.“ Das versetzt ihr einen heftigen Stich. Auch 1973 hatte Easys Schönheit sie ausgestochen. Mit 16 hatten sich beide in denselben Jungen verliebt. Kat zog den Kürzeren bei Fripp. Es schmerzte, aber sie ließ sich nichts anmerken. Sie gab sich lässig, über allen Dingen stehend. „Angeödet von der Welt wie eh und je?“, fragt sie Lothar so viele Jahre später. Das trifft Kat, mehr als sie zugeben will. Hatte sie damals wirklich diesen Eindruck erweckt? Nicht genug, er setzt noch einen drauf: „Du guckst jedenfalls immer noch genauso wie früher. Als wärst du von lauter Idioten umgeben.“ Aber so war es doch gar nicht, oder? Sehr vorsichtig nähern sich die beiden Frauen dem Thema an, dass ihnen beiden unter den Nägeln brennt. Und da ist immer noch ein Band spürbar, trotz der Entfremdung.

Susann Pásztor hat mit Kat und Easy zwei unterschiedliche Frauencharaktere geschaffen, die mir sehr nahe sind. So echt fühlen sie sich an. Ich habe mich in beiden Frauen wiedergefunden, etwas mehr in Kat, aber auch in Easy. Und ich mochte beide. Auch Easys Nachbarn auf Kreta, Milan und seine Frau, konnte ich in mein Herz schließen. Sie kamen authentisch und sehr sympathisch rüber. Die Lebensart auf dieser Insel hat große Sehnsucht in mir geweckt, diese Gastfreundschaft und Herzlichkeit Fremden gegenüber trifft man bei uns förmlichen Deutschen kaum wieder.‘

Susann Pásztor schreibt richtig, richtig gut. Danke Frau Pásztor für diesen wunderbaren Roman, über eine authentische Frauenfreundschaft, der ohne romantische Verklärung auskommt, der echt ist und der mich zum Nachdenken gebracht hat.

Von mir absolute Leseempfehlung.