Unglaublich authentisch

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Zunächst wird man in die Szenerie der Kleinstadt Laustedt entführt. Hier erleben die beiden Jugendlichen Kat und Easy ihr Jahr 1973 zwischen Drogen, jeder Menge musikalischer Welthits und dem Wunsch etwas erwachsender zu sein als sie das sind. - Vor allem um dem älteren Fripp zu gefallen. Dieser schein ein Auge auf beide geworfen zu haben, was unwillkürlich zu Problemen führt. Parallel treffen die Protagonistinnen im Alter von 60 Jahren auf Kreta wieder aufeinander. Schnell wird klar, dass die Vergangenheit ausgesprochen und verziehen werden muss ...

Das Buch behandelt nahezu ausschließlich die Sicht von Kat. Ein etwas aufsässiger Teenie, der am Ende doch hochemotional und sehr sympathisch ist. - Einige dieser Muster erkennt man bei der 60-Jährigen Kat sogar wieder, was ihrem Charakter eine Seele verleiht. Auch die übrigen Figuren lernt man ausreichend kennen wobei nicht alle Motive klar werden. Für mich ein zusätzlicher Punkt, der die Handlung realistisch werden lässt.

Allgemein hat mir der untypische Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen. Susann hat eine rationale Art ihre Figuren darzustellen die das Geschehen nahezu nie romantisiert. Gerade deshalb fühlt man sich, als steckte man mitten in der Geschichte und lausche den beiden Freundinnen bei ganz normalen Gesprächen über Alltag und Probleme.

Darüber hinaus fand ich den Bezug zu Hits aus den 70ern absolut gelungen. Zahlreiche Bands und konkrete Titel werden immer wieder erwähnt und schaffen eine außergewöhnliche Atmosphäre wenn man diese Songs zum Buch genießt. Für mich eine eindeutige Empfehlung um sich ein paar Jahre zurück versetzen zu lassen bzw. um einen Eindruck dieser Zeit zu bekommen.

Auch die Auflösung und Aufarbeitung des Zerwürfnisses der Freundinnen ist weder dramaturgisch überspitzt noch zu platt. An sich behandelt das Buch also - wie auf dem Klappentext verraten - Freundschaft, Loslassen und Verzeihen.

Ein Buch was ich wärmstens empfehlen kann wenn man nicht auf der Suche nach einem kitschigen Liebesroman ist. Für mich bleibt es wohl auch nicht das letzte der Autorin.