Vergangenheit

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Kat und Easy sind unzertrennlich, sie erleben alles gemeinsam und haben den Sommer ihres Lebens. Sie machen ihre ersten Erfahrungen mit Sex, Drogen und Alkohol und auch mit der Liebe. Sie werden für immer Freundinnen bleiben, davon sind sie überzeugt. Aber es kommt anders als geplant und aus einem ganzen Leben wird lediglich ein Jahr. Bis sie sich viele Jahre später wieder treffen.

Abwechselnd erzählt Susann Pásztor die Geschichte von Kat und Easy in der Gegenwart und der Vergangenheit. Als Leser springt man hin und her zwischen dem Laustedt der 70er und dem Kreta der Gegenwart und deckt so nach und nach die Geschichte eines Sommers auf. Kat und Easy sind sehr unterschiedlich und vielleicht verbindet sie gerade das. Easy, die Dorfschönheit, die zunächst schüchtern und etwas naiv daher kommt und Kat, die Brillenschlange, die mutig ist und Bescheid weiß vom Leben. Aber es zeigt sich nach und nach, dass die Rollenverteilung gar nicht so festgefahren ist wie sie zunächst scheint, vielmehr ist auch Kat verletzlich und gar nicht so abgebrüht, wie sie auf andere wirkt. Und dann ist da natürlich noch Fripp, der gutaussehende junge Mann, der ihnen den Kopf verdreht und der die Freundschaft der beiden auf die Probe stellt.

Den Wechsel aus Gegenwart und Vergangenheit ist Pásztor gut gelungen, wie ich finde. Oftmals kann ein ständiger Wechsel irgendwann nerven, weil man das Gefühl hat, nicht weiter zu kommen oder zu oft aus dem Geschehen gerissen zu werden. Pásztor jedoch verknüpft die beiden Erzählstränge gut, sie verwebt sie durch die Gedanken und lässt sie ineinander übergreifen was das ganze zu einem funktionierenden Gesamtbild verknüpft. Die Vergangenheit wird zwar nur stückchenweise offenbart und man muss sich viel selbst zusammenreimen, doch das hat mich nicht weiter gestört. Viel mehr hat es mich dazu gebracht, weiter zu lesen, da man irgendwann auch wissen möchte, ob die eigenen Vermutungen zutreffen. In die beiden Hauptpersonen Kat und Easy konnte ich mich sehr gut hineinversetzen, lediglich die Nebenfiguren blieben bis zum Schluss etwas blass.

"Die Geschichte von Kat und Easy" ist ein ganz wunderbarer Roman über Freundschaft, über die Dorfjugend in den 70ern, über erste Erfahrungen und Enttäuschungen und auch über die Liebe und die Diskrepanz zwischen dem jugendlichen Ich und der erwachsenen Frau, die man irgendwann wird. Die Grundidee des Buches ist sicherlich keine neue und das große Geheimnis auch etwas unspektakulär und vorhersehbar. Dennoch habe ich Pásztors Roman wirklich sehr gerne gelesen, da sie auf einfühlsame Weise das Wesen von Kat und Easy einfängt und den Leser mitnimmt in eine Geschichte, die zwar nicht nur positives bereit hält, die mich jedoch mit einem wohligen Gefühl zurück lässt. "Die Geschichte von Kat und Easy" war für mich ein Erlebnis, das mich mitnimmt in eine Zeit, die mir unbekannt ist und gleichzeitig auf die Reise schickt, in die wundervolle Natur Kretas. Pásztor hat einen sehr flüssigen und leichten Schreibstil, der perfekt ist um abzutauchen und den eigenen Alltag für eine Weile zu vergessen. Dieses Buch ist genau richtig, wenn man etwas braucht, was einen nicht mit tiefschürfenden Gedankengängen herausfordert und das dennoch so viel mehr ist als ein leichter Roman.