Von Freundschaft, Liebe und dem Leben drumherum

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justm. Avatar

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Sie sind kaum 16 und vom Leben in der Kleinstadt angeödet. Glücklicherweise haben sie einander. Daß sie Beide irgendwann den selben Mann lieben würden, damit haben Kat und Easy nicht gerechnet. Genauso wenig damit, daß ihre Freundschaft, wenn auch indirekt, daran zerbrechen wird. Geschweige denn, daß sie sich erst fast fünf Jahrzehnte, nach diesem Sommer der Liebe des Jahres 1973, wiedersehen werden.
Aber so kommt es.
Und so versuchen die Beiden bei einem Wiedersehen auf Kreta die Kluft, die zwischen ihnen durch Zeit und Verlust, entstanden ist, mit Erinnerungen, Gefühlen und längst überfälligen Wahrheiten, so gut es geht, wieder zu füllen.

Auf nicht einmal 300 Seiten erzählt Autorin Susann Pásztor so, auf zwei Zeitebenen, gleichzeitig die Geschichte zweier 16-jähriger Mädchen, sowie die zweier ü 60-Jähriger, die zwar immer noch die selben Personen sind, aber zwischen denen eben doch ein ganzes Leben liegt.

Durch die unterschiedlichen Zeitstränge wird dem Leser nach und nach klar, welche Ereignisse dazu führten, daß Kat und Easy beinahe 50 Jahre keinen Kontakt mehr hatten und ein wenig auch darüber, wie die Beiden letztendlich damit umgegangen sind.

Im Rahmen der beiden Zeitebenen unterscheiden sich nicht nur deren Handlungsorte, sondern tatsächlich auch der Schreibstil: In den Rückblicken findet sich keinerlei wörtliche Rede; alles ist mehr oder weniger eine Masse an Text. Das mag zum Einem dem Rebellentum der 70er Jahre geschuldet, und zum Anderen ein Ausdruck dessen sein, daß das Ganze nun mal in der Vergangenheit liegt. Und wer kann sich da schon ganz genau an das erinnern, was gesagt wurde?!
An diesen Stil muß man sich vielleicht zunächst erst mal gewöhnen, aber wenn man ein Mal „drin“ ist, dann liest sich "Die Geschichte von Kat und Easy" so flüssig, als wäre man dabei gewesen.
So wird man dann auch auf Trips der unterschiedlichsten Art (sowohl örtlich, als auch psychedelisch) mitgenommen und fragt sich dabei die ganze Zeit, warum es den Beiden, trotz enger Verbundenheit, nicht möglich war, einfach mal miteinander zu reden. Das hätte, vielleicht nicht alles, aber sicher einiges, einfacher gemacht. Aber als Jugendlicher ist man eben mehr mit sich selbst, mit der ersten großen Liebe und, in den 70ern, halt auch mit Sex, Drugs & Rock'n Roll, beschäftigt.

Auf der anderen Zeitebene ist die Reise nach Kreta vielleicht der Versuch mit der Vergangenheit abzuschließen – auch, wenn Kat der Meinung ist, daß sie dies schon lange getan hat: Für sie spielt Easy, genau wie Laustedt, der Ort ihrer gemeinsamen Vergangenheit, schon lange keine Rolle mehr.
Aber kann man wirklich mit etwas abschließen, das nie ein „richtiges Ende“ hatte? Kann man die Freundin aus der Jugendzeit einfach vergessen (wollen)?
Vielleicht ist die Reise nach Kreta aber auch ein Versuch an etwas anzuknüpfen, das in der Jugend einmal das Wichtigste für die Beiden war. Bevor Liebe, Tod und das Leben an sich, jede Form vom Kommunikation scheinbar unmöglich erscheinen ließ. Doch mit Zeit, Erfahrungen und lange überfälligem Nachholen von Gedanken- und Meinungsaustausch , zeigt sich, daß die eine Person, die man damals als Freundin geliebt hat, noch immer da ist. Sie ist nur, wie man selbst, einfach älter (und vielleicht auch ein wenig weiser) geworden.
Letztendlich ist es wohl für beide Frauen eine Reise in die Vergangenheit, zum eigenen jugendlichen Ich und zur Aussöhnung mit sich selbst und einander.


Meiner Meinung nach, gibt es nicht genügend Bücher über Freundschaft. Dabei ist die freundschaftliche Liebe manchmal viel wichtiger, als die romantische Liebe. Daher hab ich mich sehr auf dieses Buch gefreut und wurde auch nicht enttäuscht:
„Die Geschichte von Kat und Easy“ ist eine Geschichte, die das gesamte Spektrum einer Freundschaft, vom plötzlichen Beginn, über die tiefe Verbundenheit miteinander, bis hin zum abrupten Ende, erzählt und einmal mehr beweist, daß es in jeder Art von Beziehung, egal, ob nun romantisch oder eben freundschaftlich, Kommunikation, Hege und Pflege bedarf.
Und, daß man an denen, die man hat, festhalten sollte.

Eine Geschichte, die nicht nur nachdenklich macht, sondern auch im Gedächtnis bleiben wird!