Berührend, bewegend und erschreckend authentisch. Ein absolut lesenswertes Buch!

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„Die Gesichter der Wahrheit“, der zweite Roman von Donal Ryan (Diogenes Verlag) besticht durch einen unverstellten und ungeschminkten Blick auf die verstörenden Konsequenzen aus der Finanzkrise am Beispiel Irlands und seiner Bewohner. Es kommen im Roman ganz unterschiedliche Figuren zu Wort und Donal Ryan lässt seine Protagonisten durch die Schau auf ihre Alltagssituationen und Entwicklungen, sowie seine direkte Auseinandersetzung mit diversen Problemansätzen eine kalte und furchtbar unsoziale Zeit durchleben. Verschiedene Perspektiven und Blickwinkel erhält der Leser durch die einzelnen Kapitel, die verschiedenen Figuren zugeschrieben sind. 21 Personen. 256 Seiten. Ergreifend, teils grob in Sprache und Umgang, aber immerzu ehrlich und direkt. Ryan schafft in seinen diversen Schilderungen eine unglaublich atmosphärische Dichte und lässt dabei tief in seine doch sehr unterschiedlichen Charaktere blicken. Probleme, Tragik und Schärfe in Ton und Handeln begleiten den Leser durch das gesamte Buch. Erschreckend authentisch wirken dabei die bedrückenden Empfindungen und immer arg begrenzten Handlungsspielräume aller Figuren. Doch alle meistern sie ihre Krisen. Irgendwie.. Donal Ryan hätte die massiven Eingriffe und schicksalhaften Auswirkungen der großen Finanzkrise nicht besser und detaillierter darstellen können! Insbesondere die teils rüde Sprache einzelner Protagonisten und der kantige Schreibstil Ryan's verhelfen dem Roman zu seinem ganz besonderen und ergreifenden Charme. Ich fand die einzelnen Sichtweisen und Blickrichtungen fesselnd und durchweg eindringlich und authentisch. Ein tiefgründiges, durch die Brisanz des Themas und der Auswirkungen auf die Menschen beinahe mit Schwermut behaftetes und erschreckendes, aber absolut tolles Buch! Definitiv eine Leseempfehlung. 5 Sterne.