Irland in Zeiten der Wirtschaftskrise

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In Donal Ryans "Die Gesichter der Wahrheit" erzählen 21 fiktive Menschen aus ihrem Alltag. Dieser Alltag wird bestimmt von der Wirtschaftskrise, die Irland nach dem Platzen der Immobilienblase erfasste - das Buch spielt im Jahr 2010.
Die Protagonisten, die in alle im gleichen irischen Landstrich wohnen, sind alle direkt oder indirekt von der Immobilienkrise betroffen. Es sind durchschnittliche Menschen - Bauarbeiter und Kindergärtnerinnen, Familienväter und alleinerziehende Mütter, Junge und Alte - die nun von Auftragseinbußen, Lohnkürzungen oder sogar Schulden betroffen sind.
Die 21 Personen des Buches sind miteinander verbunden, die meisten kennen einander. Mir fiel es teilweise schwer, die Personen und ihr Verhältnis zueinander richtig zuzuordnen.
Es fiel mir aber leicht, mich in die Sorgen und Nöte dieser Menschen hineinzuversetzen, die diese Krise, die uns in Deutschland eher indirekt betrifft, hautnah miterleben. Irland und seine Menschen in Zeiten der Wirtschaftskrise ist ein Thema, mit dem ich mich zuvor noch nicht beschäftigt hatte - umso interessanter, diesen intimen Einblick zu erlangen.

Das Buch hat lange keine Handlung im klassischen Sinne. Erst nach ca. der Hälfte des Buches ist von Mord und Kindesentführung die Rede. Spielt in der ersten Hälfte des Buches die wirtschaftliche Krise die Hauptrolle, liegt der Hauptaugenmerk in der zweiten Hälfte mehr und mehr auf den zwei Verbrechen. Gemeinsames Thema sind die persönlichen Schicksale der Erzähler und ihrer Mitmenschen.

Es ist ein spezielles Buch, das bei der Lektüre nicht gerade heiter stimmt - so deprimierend, wie es vielleicht auf den ersten Blick wirkt, ist es aber keinesfalls. Es ist dem Buch zu gönnen, das es nicht aufgrund des wenig sagenden deutschen Titels und Covers untergeht!

Ein interessanter Einblick ins Irland in Zeiten der Krise - die Kriminalgeschichte hätte es für mich nicht gebraucht.