schwerer Finanzkrisenroman

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
sacrileg Avatar

Von

Donal Ryan – Die Gesichter der Wahrheit
Donal Ryan verpackt in diesem Roman verschiedenste Schicksale der irischen Finanzkrise. Durch 21 Gesichter bzw. Stimmen erleben wir die Krise und die Rückblenden in die guten, satten Jahre, als alles noch bombte, die Menschen Häuser bauten, Kinder bekamen, Familien gründeten. Doch nun in der Finanzkrise werden die Häuser nicht weitergebaut, zerstreiten sich die Familien und die Kinder leiden darunter. Diese 21 Stimmen dieses Romans sind unterschiedlich und doch erzählen alle schonungslos von ihren Probleme, Nöten und Ängsten in dieser Krise. Dabei treiben diese Ängste die Menschen immer weiter, bis sie zu Dingen bereit sind, zu denen sie in den guten alten Zeiten niemals fähig wären.
Ryan schreibt sehr schonungslos und nimmt kein Blatt vor den Mund. Er beschönigt die Krise dieser Menschen nicht und legt all ihre Gedanken und Taten, egal wie abstoßend und schrecklich sie sein mögen, vor den Lesern offen. Dabei folgt Ryans Geschichte nicht unbedingt einem direkten Spannungsbogen sondern lässt in Nebensätzen und eher unterschwellig eine direkte Handlung erkennen. Leider ist das Lesen durch diese fehlende direkte Handlung bzw. Spannung etwas mühsam. Auch der direkte, umgangssprachliche Stil hat mir das Lesen etwas schwerer gemacht, auch wenn Ryans Stil des nacherzählten umgangssprachlichen sehr interessant ist. Jedoch eben nicht vorwärts treibend.
Alles in allem ist Ryans Roman interessant, jedoch nicht einfach. Das Thema der irischen Finanzkrise ist wichtig und bietet schönen Stoff für einen schonungslosen und von Ängsten geplagten Roman. Mir fehlt die gewisse Spannung in der Handlung, auch wenn der Roman gegen Ende immer mehr Fahrt aufnimmt. Leider bin ich auch mit den verschiedenen Protagonisten nicht warm geworden und konnte mich nicht in sie hineinversetzen. Sie sind einfach zu weit weg von mir.