Leider eine Enttäuschung

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mirko Avatar

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Der Plot, der Ort des Geschehens, das Cover, der Verlag - all dies haben für mich im Vorfeld auf einen großartigen Roman hingedeutet. Aber leider hat sich das nicht bestätigt.
Die Story fängt durchaus vielversprechend an. Sie wird von der jungen Eulabee erzählt, die schwedische Vorfahren hat und im San Francisco der 80er aufwächst. Sie ist Teil einer Clique von 3 weiteren Mädchen, von denen Maria Fabiola die schönste und bedeutsamste Erscheinung ist. Als die Mädchen eines Tages eine Begegnung mit einem Mann in seinem Auto haben und sich Maria Fabiola daraufhin in einer Lügengeschichte verstrickt, scheitert nicht nur die Freundschaft zu Eulabee, sondern es entstehen tiefe Risse im Leben aller Beteiligten.
Hiermit hat Vendela Vida eine starke Grundlage für eine Coming-of-Age-Story geschaffen, die im weiteren Verlauf leider überhaupt nicht halten kann, was sie verspricht. Das hat für mich mehrer Gründe:
1. Zum einen sind die Bezüge auf die 80er Jahre ziemlich erzwungen. Vida erwähnt immer wieder Bands, Bücher, Filme und Ähnliches, was zu der Zeit angesagt war. Das ist aber leider so offensichtlich und plump, dass die Erzählung allein dadurch Glaubwürdigkeit einbüßt.
2. Weiterhin sind für mein Empfinden die Figuren äußerst eindimensional. Als Leser bleibt man bemerkenswert kühl und distanziert mit Blick auf die Geschehnisse. Selbst eindringlichste Erfahrungen wie der Tod von Familienmitgliedern oder Mitschülern werden zwar erwähnt, verändern aber am Verhalten der Protagonistinnen wenig bis gar nichts. Die eigenen Lügen stehen stets im Vordergrund. Das nimmt ein hohes Maß an Emotion heraus.
3. Der gut gewählte Schauplatz San Francisco wird nicht so geschildert, dass man ihn wirklich erspüren kann. Das Buch könnte auch an jedem anderen Ort der Welt angesiedelt sein und man hätte genau das gleiche Leseerlebnis. Der Zauber, den die Westküste Kaliforniens zum Geschehen beitragen könnte, geht leider verloren.
4. Darüber hinaus ist die Geschichte nicht wirklich glaubwürdig. Sie wirkt zunehmend konstruiert und verliert sich in kleinen Nebenhandlungen, die nichts zur Handlung beitragen, sondern der Erzählung Kraft rauben. So erschöpft sich der Lesefluss zunehmend und der Leser bleibt orientierungslos zurück.
5. Und das setzt sich zunehmend fort und gipfelt letztlich in einem Finale, das mich als Leser aufgrund seiner Unglaubwürdigkeit und sich immer wiederholender Klischees schlichtweg gelangweilt hat. Lange Zeit habe ich gehofft, dass es zu einer Wendung kommt, die dem Ganzen einen Sinn gibt. Leider war das Gegenteil der Fall.
Fazit: Ich hätte mir sehr gewünscht, dass ich mich in dieser Geschichte, ihren Figuren und Schauplätzen verlieren kann. Es gelingt der Autorin aber leider nicht glaubwürdige Figuren aufzubauen und somit beim Leser starke Gefühle zu erzeugen, welche durch die zugrunde liegenden Themen (verlorene Unschuld, jugendliche Orientierungslosigkeit, Folgewirkungen von Lügen etc.) erforderlich gewesen wären. Recht unbeteiligt liest man den Roman zu Ende und fragt sich letzten Endes, ob das wirklich nötig war.