Tolle Coming-of-Age-Geschichte

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Es war vor allem die Atmosphäre, die mich völlig gefangen hat und die ich shcon nach wenigen Sätzen gespürt habe – und genau diese Atmosphäre sowie der einnehmende Schreibstil machen diese Coming-of-age-Geschichte zu etwas besonderem.

Es ist die 13-jährige Eulabee, die erzählt – sie und ihre 3 Freundinnen Maria Fabiola, Faith und Julia wachsen in Sea Cliff, einem gehobenen Stadtteil von San Franzisco, auf. Doch es kommt zum Zerwürfnis der vier Mädchen, und Eulabee muss sich alleine durch die schwierige Zeit zwischen Jugend und Erwachsenwerden durchschlagen.

Die Geschichte spielt vor allem in den Jahren 1984-1985, und die Autorin hat die Atmosphäre der Zeit wunderbar eingefangen. Ich bin selber ein Kind der 80er und habe mich wirklich hinein katapultiert gefühlt in die Zeit. Die Geschichte ist in Ich-Form aus der Perspektive Eulabees erzählt, mit ihren eigenen Worten. Und die Autorin hat es wirklich geschafft, die Gedanken einer 13-Jährigen zu erfassen und es auch mit den Worten einer 13-Jährigen wiederzugeben. Der Schreibstil ist also einfach, umgangssprachlich, vor allem aber besticht er durch eine Logik, die nur Pubertierenden eigen ist. Auf mich hat diese Erzählung einen ganz eigenen Sog ausgeübt, immer tiefer bin ich mit hineingeraten in diese Coming-of-Age-Geschichte, bei der man die Verzweiflung und Not, die Eulabee empfindet, tatsächlich auch spürt.

Es werden viele Themen angeschnitten, und obwohl das Buch kein dickes ist, wird ihnen auch genug Raum eingeräumt – es geht um Wahrheit und Lüge, um Aufmerksamkeit und Gesehen werden, in einer Gruppe und eben ohne sie.

Eulabee ist ein typischer Teenager – mal verhält sie sich sehr kindlich, mal probiert sie neues aus, wie man es in der Pubertät eben macht, mal aber auch ist sie sehr durchdacht und schon erwachsen. Sie steht genau an der Schwelle zum Erwachsenwerden und muss sich noch finden – schlimm, dass sie gerade hier ihre Freundinnen verliert. Ich mochte Eulabee, weil sie so authentisch und echt ist, sie wie ein Mädchen wirkt, das auch hier tatsächlich durch die Straßen laufen könnte. Maria Fabiola, ihre einst beste Freundin, ist dagegen ein sehr ich-bezogener Mensch, der nach Aufmerksamkeit heischt und es braucht, im Mittelpunkt zu stehen. Das ist nicht nur anstrengend, sondern führt auch zum Bruch mit anderen Menschen. Ich will nicht sagen, dass sie nicht auch sympathische Züge hat, aber sie ist so undurchsichtig und man weiß oft nicht, was ist eigentlich wahr und was erdacht.

Das Buch ist in zwei Abschnitte eingeteilt – der große erste spielt im Jahr 1984/1985, zum Schluss gibt es noch einen kleinen im Jahr 2019, in dem man erfährt, was aus Eulabee geworden ist.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, weil ich richtiggehend in die Geschichte gesogen wurde und immer eine untergründige Spannung herrschte. Ich gebe dem Buch daher 4 von 5 Sternen.