Ein Plädoyer für Vielfalt und Eigensinn

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Für jüngere Kinder ist ein Kinderbuch ohne Illustrationen kein gutes Kinderbuch. Inhalt und Bilder gehen stets „Hand in Hand“. Nun gibt es Kinderbücher mit einer schönen Geschichte, in denen die Illustrationen mal mehr oder weniger gelungen sind. Oder es gibt Kinderbücher mit wunderschönen Illustrationen, in denen aber die Geschichte, die erzählt wird, zu wünschen übrig lässt. Ganz selten gibt es Kinderbücher, in denen sowohl Illustrationen als auch die dazugehörige erzählte Geschichte vollkommen überzeugen. Besonders dann, wenn Text und Bild miteinander eng verzahnt sind. Nach meinem Dafürhalten sind die Kinderbücher von Torben Kuhlmann ein Beispiel für Kinderbücher, in denen Inhalt und Illustrationen gleichermaßen gelungen sind. Die Zeichnungen laden zum längeren und mehrfachen Betrachten ein, weisen viele zu entdeckende Details auf und sind sehr facettenreich gestaltet worden. Auch passen sie wunderbar zum Erzählten. Es gibt viele schöne perspektivische Darstellungen, einige Bilder wirken geradezu fotorealistisch. Kuhlmanns Zeichenstil ist nach meinem Empfinden unverkennbar. Mit seinen Mäuseabenteuern („Lindbergh“, „Edison“, „Armstrong“ und „Einstein“) und seinem neuen Buch „Die graue Stadt“ hat der Autor in meinen Augen großartige kunstvolle Werke erschaffen. Es sind Bücher, die man sich ins Regal stellt, die man immer einmal wieder hervorholt und anschaut.

In seinem neuesten Werk „Die graue Stadt“ weckt der Inhalt beim Nachwuchs Interesse und Neugier. Vor allem die gewählte Farbmetapher finde ich sehr gelungen und auch für Kinder verständlich vermittelt. Robin zieht um und lebt fortan in einer neuen Stadt, in der grauen Stadt. Sie hebt sich von der grauen Masse durch ihren gelben Regenmantel ab. Sie liebt Farben, malt bunte Bilder und passt sich nicht ihrer grauen Umgebung an. In der Stadt sucht sie nach Buntheit, ordnet sich nicht der schulischen Disziplin unter. Mit der Zeit entdeckt sie weitere bunte Orte, an denen sich Kreativität und Kunst entfalten. Wie treffend! Ein Plädoyer für Vielfalt, Trotz, Originalität und Eigensinn. Darüber hinaus lernt man beiläufig etwas zu den Themen „Brechung des Lichts“ und „Verfahren der Farbmischung“ dazu. Die Geschichte um Robin wird spannend erzählt. Der Nachwuchs hört gebannt und aufmerksam zu, was aus Robin wird, ob sie sich weiter behaupten kann oder ob sie irgendwann in der grauen Masse untergeht. Eine wichtige Botschaft, die dieses Buch vermittelt!

Schon die Mäuseabenteuer von Kuhlmann haben mich überzeugt und meine Kinder begeistert (vgl. meine Rezension zu „Armstrong“). Völlig zu Recht haben die Bücher des Autors inzwischen Kultstatus erreicht und sind mittlerweile in über 30 Sprachen übersetzt worden. Die Geschichten, die er erzählt sind originell, pfiffig und vermitteln nebenbei auch noch nützliches Wissen. Hinzu kommen die vielen kunstvollen, optisch hervorragend in Szene gesetzten Zeichnungen, die ästhetisch und ansprechend daherkommen. Kurzum: Kuhlmanns Werke sind rundum gelungen, bei ihnen stimmt alles. Das Buch „Die graue Stadt“ bildet hier keine Ausnahme.