Robin und der graue Alltag

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sasa_moon_9 Avatar

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„Ich bezweifle, dass dir eines dieser grauen Nachschlagewerke da vorne weiterhelfen kann. In der grauen Literatur geht es selten um bunte Dinge wie Regenbögen.“ (S. 35)

So oft bin ich nun schon über die illustrierten Bücher von Torben Kuhlmann gestolpert, habe sie alle auf meiner Wunschliste stehen und doch noch keines davon gekauft. Doch nach dieser Geschichte, die mich mit ihrer mutigen Protagonistin, der spannenden Grundidee und den wundervollen Bildern begeistern konnte, muss das dringend geändert werden.

Das Cover: Das Thema der Geschichte wird bereits gekonnt auf dem Cover des Buches eingefangen. Hohe, beinahe erhabene graue Hochhäuser und unsere Protagonistin, die bedrückt auf ihrem Fensterbrett in die Ferne blickt. Besonders der gewählte Bildausschnitt gefällt mir besonders gut, da er die Hochhäuser noch mächtiger und beinahe endlos erscheinen lässt.

Die Handlung: Robin zieht mit ihren Eltern in eine neue Stadt. Kaum ist sie dort angekommen, fühlt sie sich mit ihrer quietschgelben Regenjacke völlig fehl am Platz. Wohin sie auch geht, die Häuser sind grau, die Kleidung ist grau, selbst die Innenausstattungen werden alle in Grau gehalten. Als Robin versucht dagegen zu rebellieren, bringt sie viele Menschen gegen sich. Als sie jedoch auf jemanden trifft, der ebenfalls die Farben vermisst, versuchen sie dem Konzept der Stadt auf den Grund zu gehen…

Meine Meinung: Die Lesenden werden direkt in die Geschichte hineingeworfen. Ohne viele Erklärungen wird die Stadt komplett in Grau eingeführt, wodurch ich direkt ins Grübeln gekommen bin. Wieso besteht dieses System dort? Warum nehmen es die meisten einfach hin? Doch genau wie Robin wird man im Dunkeln gelassen und deckt mit jeder weiteren Seite immer mehr auf. Teilweise hatte mich das Konzept ganz leicht an Momo erinnert – eines meiner Lieblingsbücher. Für mich stellt „Die graue Stadt“ eine gelungene Geschichte dar, bei welcher man miträtseln kann und sich gemeinsam mit Robin über jeden Farbklecks freut. Ich wäre gern noch etwas mehr emotional involviert gewesen, aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt.

Die Charaktere: Robin ist eine tolle Protagonistin. Sie ist neugierig, mutig und kämpft für die Sachen, die ihr wichtig sind. Gemeinsam mit Alani und vielen weiteren interessanten Nebencharakteren haben sie das Herz der Geschichte gebildet.

Die Illustrationen: Die wundervollen Maus-Illustrationen sind wohl allen Bücherwürmern ein Begriff. Auch Bilder abseits von seinen Mäusen zu sehen lohnt sich absolut. Für mich war es erstaunlich, wie lebendig die Geschichte aufrechterhalten werden konnte, obwohl die Illustrationen hauptsächlich in Grautönen gehalten wurden. Wirklich beeindruckend! Gleichzeitig sehen sie auch so realistisch und dennoch gemalt aus – ein sehr interessanter Kontrast!

Fazit: Eine besondere und abenteuerliche Geschichte über die Macht von Farben. Von mir gibt es hier 4,5/5 Sternen und eine Leseempfehlung!