Hebt sich deutlich von anderen Thrillern ab!

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Megan findet auf dem Handy ihres Mannes ein eindeutiges Foto ihrer Zwillingsschwester, mit der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. Sie fährt zu Leah, wo es zu einem tödlichen Streit kommt. Megan beginnt ein Doppelleben, um Zeit zu gewinnen und so sowohl Leahs Luxusleben zu übernehmen, als auch ihrer längst nicht mehr liebevollen, sondern toxischen Ehe zu entkommen und sich gleichzeitig zu rächen. Doch Leah und Chris sind nicht zu unterschätzen.

Wow! Was für ein Thriller! Hier wird man auf eine unheilvolle Achterbahnfahrt mitgenommen, die nicht eine Sekunde Erholung bietet. Kaum ist man sich sicher, dass man die Lösung kennt, dreht sich wieder alles komplett auf links. Sarah Bonner setzt immer noch eins drauf und zeigt, dass Technik sowohl Fluch, als auch Segen ist. Zudem kommt sie völlig ohne einen komplexbeladenen, kaputten Ermittler aus, denn hier geht es nicht um die Aufklärung eines Mordes, sondern um die Beteiligten, was wie zusammenspielt und was Gerechtigkeit bedeutet. Erfrischend anders also!

Dazu ist das Buch in fünf Teile aufgeteilt. Jeder Teil wird von einer der beteiligten Personen in der Ichform erzählt. Das kann ein bisschen verwirren beim Lesen, allerdings gewöhnt man sich recht schnell daran. Der erste Teil nimmt dabei am meisten Raum ein. Man muss Megan immer wieder für ihre Ideen bewundern, erlebt dann aber herbe Dämpfer, denn Chris ist ihr immer mindestens einen Schritt voraus. Das ist atemberaubend und macht den Thriller enorm rasant. Was man über die Vergangenheit erfährt, wirft ein neues Licht auf alle Beteiligten.

Ich mag es sehr, wenn man den Täter schon früh kennt und das Buch dennoch versteht, die Story spannend und interessant zu machen. Genau so ist es hier. Doch was nach und nach noch so herauskommt, setzt allem die Krone auf. Wendungen, die nicht vorhersehbar sind, Entwicklungen, die alles aus der Bahn werfen – man hat keine Sekunde zum Ausschnaufen! Es gibt auch Szenen, die ich zu brutal und detailliert geschildert finde. Da reagiere ich sehr empfindlich. Mir sind subtile Andeutungen da lieber.

Neben Corona tauchen auch noch andere brisante Themen auf. Man mag geneigt sein, von Corona nichts mehr hören zu wollen, doch spielt es hier tatsächlich eine nicht unwesentliche Rolle. Toxische Beziehungen, berechnendes Verhalten, Escort-Dienste und andere Themen werden scheinbar nur am Rande erwähnt, wiegen aber insgesamt für diesen Thriller schwer.

Auch wenn ich an der einen oder anderen Stelle nicht so ganz happy war und vielleicht auch ein bisschen Klärungsbedarf besteht, bin ich von diesem Thriller begeistert. Man bleibt dran, man driftet geistig nicht ab, weil das alles schon so oft da war, man wird immer wieder überrascht. Das ist mir dann auch die vollen fünf Sterne wert.