Wer ist wer?

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igela Avatar

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Megan und Leah sind eineiige Zwillingsschwestern, haben jedoch seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr zueinander. Zu viel ist in der Vergangenheit geschehen und Megan meidet ihre Schwester.

Als Megan eines Tages auf dem Handy ihres Mannes Chris ein Foto entdeckt, ist sie sich sicher. Leah tut schon wieder das, was sie am liebsten tut: Megan Dinge wegnehmen, die ihr gehören. Dieses Mal ist Megans Mann Chris in Leahs Falle getappt. Megan fährt zu Leah, die geplante Aussprache eskaliert und endet mit einem Mord.




Von Beginn weg tat mir Megan leid. Nicht nur, dass sie sich mit einer intriganten, egoistischen und durch und durch falschen Zwillingsschwester durchschlagen muss. Sie ist auch noch mit einem Mann gestraft, der nicht nur empfänglich für die Reize von der Schwester seiner Frau ist, sondern seinerseits ein falsches Spiel treibt.

Die Abgründe seiner Art zeigen sich erst in dem Teil der Geschichte, in dem Chris in Ich Perspektive seine Seite der Dreiecksbeziehung erzählt. In diesem Teil herrscht ein Klima des Missbrauchs, des Hasses und der Gewalt. Man spürt dabei schon im vorderen Teil, der in Ich Perspektive aus der Sicht von Megan geschrieben ist, die negative Energie zwischen Chris und seiner Frau. Das ganze Ausmass des Missbrauchs wird dem Leser jedoch erst in dem Teil von Chris offenbart. Sehr überraschend, wenn die Figur, die mordet, nicht die schlimmste Figur im Buch ist. "Die gute Schwester" ist für mich Psychothriller pur!

Der Mord ist an und für sich nicht spektakulär. Zwei Frauen, die sich nicht grün sind, streiten. Der Streit eskaliert und eine ermordet die andere. Was aber danach kommt, ist ein ganz neuer Ansatz in einem Thriller. Die überlebende Zwillingsschwester taucht nämlich in das Leben ihrer Schwester ein und nutzt dabei die Tatsache aus, dass sie sich aufs Haar gleichen. Irgendwann habe ich mich gefragt, wer denn nun wer ist. Welche Schwester ist tot und welche hat getötet? Dabei wird es komplex und die Autorin hätte vieles auf eine einfache Art schildern können.

Sarah Bonner hat hier ein Thrillerdebüt geliefert, das mir gefallen hat. Sie hat das Buch im Lockdown geschrieben und diese spezielle Zeit fliesst in den Thriller ein. Nicht nur, dass Zugangsbeschränkungen, sowie der Lockdown auch die Figuren beschäftigt. Auch der beinahe überführende Gegenstand der Straftat hatte eine prominente Rolle inne in der Pandemie.