Ein absolutes Highlight, unbedingt lesen!

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Hamburg, 1911: In Deutschlands größtem Auswandererhafen kümmern sich die Ärztin Anne Fitzpatrick und die angehende Pädagogin Helene Curtius um Familien. Anne und Helene sorgen sich vor allem um die Kinder, von denen viele traumatische Erfahrungen gemacht haben. Plötzlich häufen sich unter den Ärmsten unerklärliche Todesfälle. Kommissar Berthold Rheydt sieht sich die Sache genauer an und stellt fest: Die Opfer wurden vergiftet. Wer hat ein Interesse daran, die Menschen scheinbar wahllos zu töten? Als die drei auf ein toxisches Interessensgeflecht stoßen, begreifen sie: An dem Geschäft mit den Auswanderern lässt sich eine Menge Geld verdienen …

Rezension:
Band 1 der Hafenärztin-Saga hatte mir so gut gefallen, dass ich mit riesiger Vorfreude auf Band 2 gewartet habe. Am 27.05. ist nun „Ein Leben für das Glück der Kinder“ im Ullstein Verlag erschienen.

Auch der zweite Band spielt in Hamburg, diesmal im Jahr 1911. Ärztin Anne Fitzpatrick und Lehrerin Helene Curtis arbeiten gemeinsam, um den Kindern ein besseres Leben zu bieten. Immer noch sind die Umstände schwierig, sozial wie wirtschaftlich. Die ganze Bevölkerung leidet, aber besonders hart trifft es die Kinder. Die Situation spitzt sich zu, als mehrere Menschen durch Vergiftungen sterben. Kommissar Berthold Rheydt nimmt die Ermittlungen auf um herauszufinden, wer und was hinter den Anschlägen gegen die Armen steckt.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen, was wohl daran lag, dass ich den ersten Band erst vor kurzem gelesen habe. So fühlte sich die Umgebung gleich vertraut an, als ich wieder in die Handlung eingetaucht bin. Der zweite Band beginnt genau so unterhaltsam und spannend, wie der erste Band endete. Henrike Engels Schreibstil ist erneut detailliert, bei den Charakteren wie bei der Umgebung. Anne und Helene sind zwei starke Frauen, die sich ehrgeizig für den guten Zweck und ihre Ideale einsetzen. Mich hat das sehr beeindruckt und ich habe beide gerne verfolgt, weil sie mir so sympathisch waren. Ihre Charakterzüge sind authentisch, ich finde beide Frauen bewundernswert und interessant. In Bezug auf ihre Arbeit spielen soziale Veränderungen und Emanzipation eine große Rolle, was mir sehr gefallen hat.

Durch die Vergiftungsfälle kommen Krimi-Elemente hinzu, die die Geschichte für mich noch spannender gemacht haben. Beides greift thematisch sehr gut ineinander, sodass eine passende Geschichte entsteht, die nicht konstruiert wirkt. Kommissar Rheydt hat mich mit seinem scharfen Verstand schnell beeindruckt, sodass ich gerne die Ermittlungen begleitet habe. Die Krimi-Elemente sind ebenso realistisch und detailliert dargestellt, wie die Umgebung und Lebensumstände der Menschen zur damaligen Zeit. Mir ging es schon bei der Hafenschwester-Saga so – und auch dieses mal lese ich wieder sehr gerne über Hamburgs vergangene Zeiten. Die Auswanderer-Thematik war mir grundsätzlich bekannt, aber durch die Darstellungen wurde alles für mich viel greifbarer. Mir ist das Leid der Menschen ebenso bewusst geworden wie die Hoffnung, die sie mit der Auswanderung verbinden.

Trotz der 464 Seiten ist das Buch regelrecht verflogen, weil ich die Handlung so gebannt verfolgt habe, dass ich völlig die Zeit vergessen habe. Durch den bildhaften Schreibstil war ich förmlich in die Handlung versunken. Für mich war das Buch von der ersten bis zur letzten Seite spannend – und keine Seite war unnötig oder ausufernd. Die Entwicklungen von Anne und Helene war ebenso spannend wie der Fall mit den Giftmorden. Alles hat wunderbar zusammengepasst und eine abgerundete Geschichte ergeben. Auch das Ende konnte mich vollkommen überzeugen und hat mich nochmal richtig fasziniert. Die Spannung stieg auf den letzten Seiten nochmal an – was ich nicht für möglich gehalten habe. Band zwei war also wieder ein absolutes Highlight und ich freue mich sehr auf die Fortsetzung, die am 24.11.2022 erscheinen soll.