Einstehen für Gerechtigkeit

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tochteralice Avatar

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Das tun die drei Protagonist:innen dieses Buches: die titelgebende (Hafen)Ärztin Anne Fitzpatrick, die kurz vor ihrem Abschluss als Lehrerin stehende Helene Curtius und der Kriminalkommissar Berthold Rheydt - und zwar jeder auf seine Art.

Anne kümmert sich um die Ärmsten der Stadt Hamburg, von denen viele zu den Auswanderern, die im Hafen ihr Leben fristen und auf ihre Übersetzung in die neue Welt warten, gehören. Helene unterrichtet im Rahmen ihres zur Ausbildung gehörenden Praktikums die Kinder im Hafen, von denen die meisten kein Deutsch sprechen. Berthold hingegen fällt die Aufgabe zu, für Gerechtigkeit zu sorgen, worum er sich auch redlich müht - alles andere als einfach, wenn man diese denen zukommen lassen will, die in der gesellschaftlichen Hackordnung ganz weit unten stehen.

Sie alle führt nach einigen Monaten der Weg wieder einmal zueinander. Kein Wunder, liegen ihre teilweise selbst gewählten Aufgabenbereiche doch eng zusammen. Und seien wir ehrlich: im Jahre 1911, in dem die Handlung angesiedelt ist, interessieren sich noch weniger Menschen als heute für die, die ganz unten stehen. Ganz im Gegenteil, manch einer versucht noch, seine eigene Last, was für eine das auch immer sein mag, auf diese abzuladen.

Diesmal geht es um Giftattentate, zu deren Opfern vor allem die Kinder der Auswanderer zählen: wer hat einen Grund, diesen den Tod zu wünschen? Sowohl Berthold als auch Anne und Helene hegen ein großes Interesse in der Aufklärung dieser Fälle und kämpfen schon bald nicht mehr nur gegen Windmühlen. Nein, offenbar kommen sie jemandem - oder gar einigen - ordentlich ins Gehege.

Ein mitreißender Roman, irgendwo zwischen Historienroman und Krimi angesiedelt, den ich - einmal angefangen - nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Autorin hat akribisch recherchiert und versteht es, mitreißend zu schreiben und dabei so wichtige Themen wie die damalige Frauenbewegung und weitere politische Entwicklungen nicht außer Acht zu lassen. Einzig ganz am Ende ging es mir doch zu weit - es war quasi ein Ende wie aus einem Action-Film. Aus meiner Sicht wäre hier weniger mehr gewesen. Aber dennoch hat mich das Buch insgesamt begeistert. Eine sehr geeignete Lektüre für die möglicherweise bevorstehenden Sommerferien, zumal es einen ersten Band gibt, der die Möglichkeit bietet, die Beschäftigung mit den drei Protagonisten noch zu vertiefen.