Fesselnder historischer Krimi, nicht vor dem ersten Band lesen!

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Inhalt
Dr. Anne Fitzpatrick arbeitet nicht nur in ihrer Praxis, sondern ist auch in den Auswandererhallen als Ärztin tätig, sie ist für die medizinische Untersuchung und Betreuung der Emigranten zuständig. Auch die inzwischen mit ihr befreundete Helene Curtius, die das Lehrerinnenseminar besucht, arbeitet als Praktikantin im Hafen, sie betreut und unterrichtet die Kinder der Auswanderer, die manchmal tage- oder wochenlang auf ihre Ausschiffung warten müssen. Als trotz strikter Hygienemaßnahmen mehrere Kinder an Magen-Darm-Erkrankungen leiden und es sogar Todesfälle gibt, vermutet Anne, dass die Kinder gezielt vergiftet wurden. Sowohl ihr Vorgesetzter als auch die Polizei nehmen ihren Verdacht nicht ernst. Deshalb kontaktiert sie Kommissar Berthold Rheydt, dieser kennt sie bereits und schenkt ihr Glauben, aber er ist seinerseits gerade mit dem Mord an einem Zuhälter beschäftigt. Als bei dem Ermordeten ein Giftkoffer gefunden wird, muss Berthold sich die Zeit nehmen, sich auch um die mysteriösen Fälle im Hafen zu kümmern…


Beurteilung
Der zweite Band der „Hafenärztin“-Reihe sollte unbedingt erst im Anschluss an den ersten Band gelesen werden, da es sonst schwierig wird, den Zusammenhängen vollständig zu folgen. Außerdem wird der Name des Täters des Vorgängerbandes mehrfach genannt.


Im Mittelpunkt des vorliegenden Bandes steht das Schicksal der Auswanderer, vor allem der Ärmeren unter ihnen. Alleinreisende junge Frauen und Mädchen sind in Gefahr, in die Fänge von Menschenhändlern zu geraten und als Prostituierte zu enden, auch Kinder und Männer sind der Gefahr der Ausbeutung ausgesetzt.
Anne Fitzpatrick wird inzwischen als Ärztin größtenteils akzeptiert und auch Helene Curtius hat mittlerweile einen Weg gefunden, sich aus dem engen Korsett ihres protestantischen Elternhauses zu befreien, doch die weniger privilegierten Frauen sind weiterhin gegenüber Männern weitgehend rechtlos. Deshalb hat sich eine Gruppe junger Frauen, die sich „Die Lilith“ nennt, zusammengeschlossen und auf einen Rachefeldzug gegen Unterdrücker und Ausbeuter begeben. Im Gegensatz zu den meisten anderen Frauenrechtlerinnen der Zeit scheuen sie nicht vor Gewalttätigkeit zurück.
Auch im zweiten Band der Reihe spielen neue Ermittlungsmethoden der Polizei (Sicherung von Fingerabdrücken, Vermeidung der Verunreinigung von Tatorten, Fotografie von Tatorten, wissenschaftliche Nachweise von Gift) eine interessante Rolle.
Die Charaktere der drei Protagonisten, aus deren Perspektive jeweils abwechselnd berichtet wird, sind erneut differenziert ausgearbeitet, im vorliegenden Band agiert die Ärztin nicht mehr so unlogisch und sprunghaft wie zuvor.
Der Erzählstil ist anschaulich und stellenweise recht spannend. Den Fußballspielen der Polizeimannschaft wird glücklicherweise diesmal weniger Aufmerksamkeit gewidmet.


Fazit
Ein historischer Krimi, der fesselnde Unterhaltung bietet, aber erst im Anschluss an den ersten Band gelesen werden sollte! 4,5 Sterne